Plötzlich grün

CDU und Linke wollen eine Initiative zum Schutz

des Klingelpützparks vereinnahmen

Nach einer Versammlung der Bürgerinitiative Klingelpützpark Ende Februar ist der Streit zwischen den Anwohnern einerseits und den Grünen und der SPD andererseits eskaliert: Die Initiative wehrt sich gegen rot-grüne Pläne, an der Parkanlage ein Schulgebäude mit Bibliothek und Mensa zu errichten. Es ist Teil der »Bildungslandschaft Altstadt-Nord«, bei der die umliegenden Schulen und Jugendeinrichtungen zusammengeführt werden sollen. Aktuelle Bildungsstudien, so Rot-Grün, hielten solche Projekte des gemeinsamen Lernens für richtig. Die Bildungschancen der Schüler würden durch die Kooperation der unterschiedlichen Schulen verbessert, heißt es im Konzept zur Bildungslandschaft.

Doch die Grünen haben ein Dilemma: Sie wollen eine moderne Bildungspolitik, müssen dafür aber Eingriffe in die Grünfläche in Kauf nehmen. Jörg Frank, Fraktionsvize der Grünen im Rat, sagt: »Mit unserer Variante wird in das historische Areal des Parks gar nicht eingegriffen.« Tatsächlich ist der Standort eine unansehnliche Ecke: der Boden versiegelt, marode Betonaufbauten. Allerdings stehen dort auch junge Bäume. Die Initiative will daher eine Alternative, bei der nur auf vorhandenen Schulflächen gebaut wird. Doch diese Pläne überzeugen Frank nicht. Die Bebauung sei so massiv, dass es den Schülern nicht zuzumuten sei. Mittelfristig könnte dann doch eine Bebauung von Grünflächen entlang der Kyotostraße die Folge sein, fürchtet Frank.

Das wiederum bringt Benedikt Scholtissek, Sprecher der Initiative, auf die Palme. Er und seine Mitstreiter hätten ja gerade Pläne vorgelegt, die eine Bebauung vermeiden. Als Scholtissek bei der Versammlung ein Faltblatt der Grünen hochhält, in der die Bebauung entlang der Kyotostraße als »Vorschlag Bürgerinitiative« postuliert wird, kocht der Saal. »Diese Lügner!« schreit einer.

Auch CDU-Mitglieder der Bezirksvertretung Innenstadt sind anwesend. Fraktionschef Bernhard Mevenkamp versichert mehrfach seine Unterstützung. »Dahinter verbirgt sich letztlich eine Kampagne gegen integrierte Gesamtschulen«, findet Jörg Frank. Die CDU stehe für ein veraltetes Bildungsprogramm. »Mich wundert, dass auch die Linke hier aufspringt.« Deren Vertreter Peter Löwisch beeilt sich, klarzustellen, dass die Linke »für gemeinsames Lernen« sei, aber eben auch gegen die Bebauung des Parks.

Die Grünen wollen nun eine Begehung durchführen, um die Vorzüge ihres Bebauungsvorschlags zu erläutern, der dann noch vor Mai im Stadtentwicklungsausschuss beschlossen werden soll. »Denn eine vernünftige Bildungspolitik«, sagt Frank, »ist eines der drängenden Themen.« Die Initiative hat unterdessen eine Eingabe an den Beschwerdeausschuss verfasst.