Foto: Manfred Wegener

Warum ich?

In der Logik von Schuld und Sühne wird man für schlechte Taten bestraft. Aber es kann noch schlimmer kommen: Erst das unverdiente Leid lässt einen so richtig mit Gott und der Welt hadern. Die Symbolfigur dazu: Hiob. In der biblischen Geschichte, die der mittelalterliche Hiob-Altar im Wallraf-Richartz-Museum nachzeichnet, wetten Gott und der Teufel, dass Hiob vom Glauben abfallen werde, wenn ihm nur genug Unglück geschieht. Der Teufel verliert.

Aktualisiert wurde das existenzielle Thema immer wieder: Schriftsteller wie Joseph Roth schufen neue Hiob-Figuren, im Kino suchte gerade der gebeutelte »Serious Man« als jüdische Variante Antwort auf die Frage: Warum ich?
Dass diese insbesondere kranke Menschen bewegt, liegt auf der Hand und hat das Wallraf zum Projekt »Hiob & Ich« angeregt. Es entstand in Kooperation mit der psychiatrischen Klinik der Uni Köln und der Johann-Christoph-Winters-Schule, die auch regelmäßig kunstpädagogisch arbeitet. Aus der Beschäftigung elf Jugendlicher mit dem Hiob-Altar sind bewegende Arbeiten entstanden, die jetzt in direkter Nachbarschaft zum Triptychon zu sehen sind.

Großformatige Fotografien zeigen zwei Jugendliche, versunken in Gesten des Leids und Trosts, während woanders in einer Vitrine hölzerne Puzzle-Teile und Textfragmente auseinander driften. Benny W. findet mit seinen Leporellos zu einer Bildsprache, in der mancher Dämon dem Mittelalter wie auch einem Computerspiel entsprungen sein könnte. So zeigt diese kleine, sehenswerte Ausstellung: Kunst ist Sprache – und auch die des mittelalterlichen Hiob-Altars kann ins Heute übersetzt werden.

Wallraf-Richartz-Museum – Fondation Corboud,
Obenmarspforten (am Kölner Rathaus),
Di-Fr 10-18 Uhr, Do bis 22 Uhr, Sa + So 11-18 Uhr, bis 16. Mai