Wo die wilden Tiere buddeln

Wes Anderson lässt die Puppen tapsen:

»Der fantastische Mr. Fox«

 

»Es reicht nicht, nur ein Fuchs zu sein, man muss auch einen buschigen Schwanz haben.« So heißt es in einem deutschen Sprichwort, das dem tierischen Helden dieses wundervollen Trickfilms wohl aus dem Herzen spricht. Mr. Fox ist jedenfalls gar nicht davon angetan, dass ihm Bauer Bean seinen Schwanz abgeschossen hat und ihn nun als Trophäe um den Hals gebunden trägt. Dieser Anblick macht den Familienvater ziemlich, pardon, fuchsig, und da seine Schlauheit nicht unter dem Verlust gelitten hat, erleben Bean und dessen Spießgesellen schon bald ihr blaues Wunder.

Doch von Anfang an: Die Geschichte beginnt damit, dass Mr. und Mrs. Fox ihr erstes Kind erwarten. Mrs. Fox nimmt ihrem Mann das Versprechen ab, das gefährliche Diebesleben aufzugeben und sich einen bürgerlichen Beruf zu suchen. Also wird Mr. Fox Kolumnist beim örtlichen Wald- und Wiesenblatt, zieht mit Frau und Kind in ein schmuckes Baumhaus und kann doch die Augen nicht von den Hühnern auf den benachbarten Bauernhöfen lassen. Eines Tages überredet er ein eher begriffsstutziges Opossum, ihm bei einem Raubzug zu assistieren, und erleichtert die berüchtigten Bauern Boggis, Bunce und Bean um einige ihrer besten Stücke. Die Antwort lässt allerdings nicht lange auf sich warten: Unter Beans Führung ziehen die Bauern mit schweren Geschützen in den Krieg und treiben mit den Foxes die halbe Tierwelt immer tiefer in den Untergrund.

Schon seit Jahren wollte Wes Anderson eine der schönsten Geschichten Roald Dahls verfilmen, und nach wenigen Minuten weiß man warum: Er konnte aus Mr. Fox einen nahen Verwandten jener ebenso unwiderstehlichen wie unzuverlässigen Vaterfiguren machen, die wir aus seinen übrigen Filmen kennen. Wie Royal Tenen­baum oder Herman Blume (aus »Rushmore«) kann auch hier der Titelheld nicht aus seiner Haut – oder seinem Fell – und stürzt damit Familie und Freunde vorüber­gehend ins Unglück. Weil sich das bei einem Fuchs aber von selbst versteht, verkörpert der fantastische Mr. Fox Andersons Idee vom komödiantischen Familien­oberhaupt in Reinkultur.

Auch stilistisch bleibt sich Anderson treu und greift für seinen Trickfilm auf die heute geradezu exzentrisch anmutende Technik der Stop-Motion-Puppenanimation zurück. Diese ist älter als der erste »King Kong«-Film und wirkt immer noch so bezaubernd wie beim berühmten Trickfilmer Wladyslaw Starewicz. Mit dessen »Reineke Fuchs« kann sich Wes Andersons Meisterwerk durchaus messen – was Dialogwitz und pfiffige Charaktere anbelangt, ist er ihm sogar überlegen.

Der unglaubliche Mr. Fox (The Incredible Mr. Fox) USA 09, R: Wes Anderson, 87 Min. Start: 13.5.