Foto: Jörn Neumann

Das große Happening

Unkonventionell, offen für alle: Das ComeTogether-Projekt sieht sich als Netzwerk für ein besseres Leben

Es war einmal vor fünf Jahren im Kölner Vorland. Damals wollten zwei Jungs – Hermes Katharis Villiena, gebürtiger Brasilianer, und Béla Pablo Janssen, Bensberger – eine richtig große Party feiern. »Wir wollten einfach mal ein Sommerfest machen, um einen schönen Tag mit vielen Leuten zu verbringen«, erinnert sich Hermes. »Wir kamen auf die Idee, die alte Kaserne in Bensberg zu bespielen: mit Skateboardaktionen und ein paar Freunden, die wir zum Auflegen einluden. Unsere Eltern kümmerten sich um das Büfett. Damals stand noch kein Konzept dahinter. Das kam mit der Zeit.« Was mit der Zeit gekommen ist, hört sich nach einem wahr gewordenen Märchen an.

Das ComeTogether-Projekt begann als Festival. Als es 2007 nach Köln umzog, begann sich sein Charakter zu wandeln. »Vergangenes Jahr wurde aus dem Festival ein Projekt. Wir waren drei Monate im städtischen Raum aktiv. Wir haben Ausstellungen gemacht, mit Künstlern am Friesenwall eine große Wand bemalt, ein Konzert und unser Open-Air Montags-Kino veranstaltet«, sagt Georg Barringhaus, der Dritte im Bunde der Organisatoren. Er ist seit dem Umzug nach Köln dabei: »Ich bin einer von denen, die da reingerutscht sind, weil sie es super finden, ein Bewusstsein für die Stadt zu schaffen, in der Stadt etwas zu verändern – und mit neuen, coolen Leuten zusammenzukommen.«

Dieses Jahr ist das ComeTogether bereits seit Mai in der Stadt unterwegs. Von Juli bis September gibt es in Zusammenarbeit mit Rapid Eye Movies zweimal im Monat Montags-Kino. Den ersten Film sucht Kompakt-DJ Tobias Thomas aus. In Zusammenarbeit mit der Arty Farty Gallery wird wieder eine Wand bemalt (Ort stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Weitere Höhepunkte sind die »Block Party« mit DJ- und Live-Acts auf dem Rathenauplatz und das Festival auf dem Bauspielplatz.

Das Besondere: Jeder kann Teil des ComeTogether werden. Und zwar nicht so läppsch und ausbeuterisch konzeptionell wie etwa bei Andy Warhol. Freiwillige Helfer sind bei allen Aktionen gern gesehen, doch kann sich jeder – nicht nur für fünfzehn Minuten – ausprobieren, wie beim Malen oder beim Bau der Skater-Rampen und vielen Buden, in denen sich zum Teil namhafte Künstler, Musiker, Fotografen, Modedesigner und Buchbinder präsentieren. Wer will, lässt sich beim Festival zum Beispiel zeigen, wie Siebdruck funktioniert. »Da kommt der Each-One-Teach-One-Aspekt hinzu. Menschen kommen in einem großen, offenen Kreis zusammen und machen was aus der Stadt. Gleichzeitig findet ein gemeinschaftlicher Lernprozess statt«, sagt Georg.

Im Siebdruckverfahren werden übrigens die unter anderem von Béla gestalteten T-Shirts des ComeTogether-Projekts bedruckt, über deren Verkauf es sich refinanziert. Daneben kommt noch Geld über den Essens-, Getränke- und ComeTogether-Bildbandverkauf in die Kasse, doch ist das Projekt nicht kommerziell. Bei allen Open-Air-Veranstaltungen, wie die mit dem Bürgerverein Rathenauplatz veranstaltete Block Party, ist der Eintritt frei. Geht es nach drinnen, wie ins ­Lalic nach der Block Party oder zur Aftershowparty des Festivals, ist ein geringer Beitrag zu entrichten. Das ist nur möglich, weil die DJs und anderen Acts für eine symbolische Gage auftreten. Außer­dem helfen kleine und große Sponsoren mit Geld und Material.

Und wer künstlerisch etwas anzubieten hat – immer her damit. »Vor drei Jahren sprachen uns ein paar 15-jährige Kids an. Sie sind mittlerweile aktiv dabei und gestalten Flyer«, erzählt Hermes. Überhaupt ist das Schöne am ComeTogether: Es ist keine sozialpädagogisch konzipierte Veranstaltung. Fast schon erstaunlich ist, dass in diesem Fall gemeinschaftliches Tun ohne ideologischen, kommerziellen oder quälend pädagogischen Unterbau möglich ist. Ist es aber, und zwar unverkrampft und spaßbetont.

Hauptziel des ComeTogether ist nicht, in einen politischen Diskurs einzutreten. Doch weiß der studierte Politologe Georg: »Wenn du im öffentlichen Raum aktiv bist, bist du automatisch politisch. Wenn du als Gruppe in der Stadt aktiv bist, bist du potenziert politisch. Wenn du sagst: Wir nehmen uns den Raum der Stadt, plakatieren ihn mit unserer Kunst oder bemalen mit Künstlern eine große Wand und zeigen der Stadt, dass sie urban sein kann, dann ist das schon ein politisches Statement.«

Für Georg und Hermes steht aber unisono etwas anderes im Vordergrund: »Was macht das Leben lustiger? Schöne Bilder, schöne Formen und Bewegung. Wir wollen uns das Leben bei allen Problemen so familiär und angenehm wie möglich machen.«

14.8., Block Party, Rathenauplatz
(siehe Tagestipp), 10. bis 12.9.,
Festival, Bauspielplatz
Infos auf www.cometogetherprojekt.de