Foto: Manfred Wegener

Straßenbauer mit Kunstauftrag

Architekt Peter Busmann wirft der Stadt vor,

den Heinrich-Böll-Platz und die Installation Ma’alot

verkommen zu lassen

Der Heinrich-Böll-Platz ist ein besonderer Ort: Er gehört zu den wenigen Plätze weltweit, die als Gesamtkunstwerk gestaltet sind. Seit der Neueröffnung des Museum Ludwig 1986 ist hier die Installation Ma‘alot des israelischen Künstlers Dani Karavan zu sehen. Ein Environment aus Granit, Eisenbahnschienen und Ziegelstein, das sich auf die jüdische Geschichte Kölns bezieht.

Dass das kaum jemand weiß, liegt auch daran, dass der Platz zwischen Dom und Rhein nicht als Kunstwerk gewürdigt wird. Im Gegenteil, sein Zustand gleicht vielen Kölner Straßen: schlecht geflickter Belag, Löcher, lose Steine. »Ich habe Angst, dass man den Platz so weit verkommen lässt, bis man irgendwann einfach Estrich drüber gießt«, sagt der Architekt Peter Busmann. Busmann, der das Museum Ludwig und die Philharmonie entwarf, kämpft seit Jahren für den Erhalt, bislang ohne Erfolg.

Öffentlicher Platz oder Gesamtkunstwerk?

Der wenig sensible Umgang hat einen Grund: Obwohl die Stadt Busmann und seinen Kollegen Godfrid Haberer zusammen mit Dani Karavan 1979 beauftragte, den Platz als Gesamtkunstwerk zu gestalten, ist seit der Fertigstellung das Straßenbauamt zuständig, nicht das Kulturdezernat. Begründung: Weil es ein öffentlicher Platz ist. Also wird der Ort gereinigt und geflickt, wie jede andere Straße auch. Mit sichtbaren Konsequenzen.

Damit nicht genug. Um dem Problem der Schallübertragung in die darunter liegende Philharmonie Herr zu werden, scheuchen während Konzerten Aufpasser Spaziergänger von der Fläche. Den Imageschaden nimmt die Stadt in Kauf, weil für eine Baulösung das Geld fehlt. Auch eine Tafel, die Ma’alot beschreibt, ist seit der Eröffnung 1986 nicht aufgestellt worden. Dass man über ein Kunstwerk wandelt, das im Ludwig als Teil der Sammlung inventarisiert ist, wird kaum einem Passanten je in den Kopf gekommen sein.

Kasper König: »Platz wichtiger als die Autonomie von Kunst«

Baudezernent Bernd Streitberger (CDU) hat sich nun der Sache angenommen. Ab Herbst will er Gespräche mit den zuständigen Ämtern, Architekten und dem Künstler führen. Ziel sei es, den Platz nicht nur neu zu pflastern, sondern dabei auch das Kunstwerk zu erhalten. Zudem will sich nun eine Bürgerinitiative verstärkt um den Ort kümmern.

Kasper König, Direktor des Museum Ludwig, hält sich in der Auseinandersetzung bislang eher zurück. Er sagt, ihm sei generell am Erhalt des Platzes gelegen, vor allem, damit die Museumsbesucher gebührend em­pfangen werden. Die Interessen des Künstlers und der Architekten, ihr Kunstwerk im ursprünglichen Zustand zu erhalten, findet er hingegen kapri­ziös. »Mir ist der Platz wichtiger als die Autonomie von Kunst im öffentlichen Raum.«