Foto: Thekla Ehling

Macbeth in den Städten

Macht, Gier, Verrat – Shakespeare ist immer gut für die ganz großen Themen. Nicht ohne Grund zieht sich beispielsweise Macbeths Blutspur über die Bühnen der Gegenwart. Für Ulrike Schwab und Bettina Eberhard, freischaffende Künstlerinnen aus der darstellenden Branche, passen diese großen Themen bestens zur politischen Situation einer Stadt wie Köln. Einer Stadt, die auf eine lange Geschichte zurückblickt, in ­deren Verlauf das eine oder andere verschüttet wurde und mit Beharrlichkeit wieder ausgegraben werden kann.

Für ihren »Macbeth in den Städten« verlassen Schwab und Eberhard die konventionelle Bühne und schicken den schottischen Usurpator ins Gelände: Statt schottischer Moore und wanderndem Wald werden St. Alban, Parkhäuser mit Römererbe und Schäl Sick zum Bühnenbild, das Finale wird in die Gondel über den Rhein verlegt.
Und das alles, ohne dass der Zuschauer einem einzigen Schauspieler begegnet, denn »Macbeth in den Städten« ist als Hörtheater konzipiert und wird vorproduziert. Jeder Besucher wandelt für sich, ohne Zu­schauerkollektiv und Theaterstuhl auf Macbeths Spuren, gelenkt von einem Audioguide, der jeden seiner eigenen Vorstellungskraft überantwortet, mitten ins Geschehen setzt und durch­aus eigene Ziele verfolgt.

Neben anderen Förderern tritt KölnTourismus als Kooperationspartner dieser eigenwilligen Stadtführung auf. Sie kommt jedoch garantiert ohne Dom aus und ist nicht nur für Besucher, sondern besonders für Kölns Bewohner gedacht, die einen anderen Blick auf Vertrautes oder ­einen neuen Blick auf Unbekanntes riskieren wollen. Die Stim­men der Macbeth-­Entourage dürften manchem bekannt vor­kommen: Michael ­Wittenborn vom Schauspiel Köln ist in der Titelrolle zu hören, die großartige Jördis Triebel gibt Lady Macbeth, und Macduff klingt mit Juan Carlos Lopez verdächtig nach Javier Bardem.