Foto: Manfred Wegener

Sieg Heil zum Weißbier

»Ein bisschen komisch waren die schon, aber alle friedlich und freundlich«, sagt der Wirt, in dessen Ehrenfelder Eckkneipe sich Mitte Oktober rund siebzig Neonazis trafen. Unter dem Motto »Der nationale Sozialismus marschiert« hielten sie die Jahresabschlussversammlung der »Freien Kräfte Köln« ab. Neben Hitler-Verehrer Axel Reitz und René Laube, dem »Kameradschaftsführer« der Kameradschaft Aachener Land (siehe StadtRevue 10/2010), sollen führende Nazikader aus NRW anwesend gewesen sein.

Im Laufe des Abends sei er aufgefordert worden, die Rollläden runterzulassen, erklärt der Wirt und verteidigt sich: Erst als die Anwesenden begannen, »Sieg Heil!« zu grölen, sei ihm klar geworden, dass es sich bei den Gästen um Nazis handelte. Anstatt die Gesellschaft mit Hilfe der Polizei vor die Tür zu setzen, besorgte er neues Weißbier. Grund einzuschreiten sahen auch die Beamten nicht, die von Anwohnern gerufen wurden. Da »im Beisein der Polizisten keine strafbaren Äußerungen« fielen, so die Kölner Polizei, zogen die Streifen wieder ab. Dennoch ermittelt die Polizei mittlerweile wegen des Verdachts auf Volksverhetzung.

In der folgenden Nacht kam es außerdem zu Auseinandersetzungen zwischen etwa zwanzig Neo-Nazis und Polizisten in der Innenstadt. Die hauptsächlich aus dem Raum Aachen stammenden Nazis hatten versucht, das Straßenschild »Judengasse« zu demolieren. Für die Behörden besteht kein Zusammenhang zwischen den Vor­fällen. Feststeht allerdings, dass die Kreise um Reitz und Laube ihre Präsenz in Köln erhöht haben.