Fotos: Manfred Wegener

»Spoiler sind doch ätzend«

Als neue Kölner Kämmerin ist Gabriele Klug die Herrin über das Geld. Genau die richtige Person also, um mal über Macht zu sprechen.

StadtRevue: Frau Klug, Politiker reden meistens davon, gestalten zu wollen, das Wort »Macht« vermeiden sie.

Gabriele Klug: Über Macht muss man nicht reden. Wichtig ist es, Macht verantwortungsbewusst auszuüben. Um das Leben in der Stadt gestalten zu können, ist Macht schlicht und ergreifend notwendig. Demokratie heißt schließlich Macht auf Zeit, und nicht Ohnmacht auf Zeit.

Sie sagen, mit Macht müsse man verantwortungsvoll umgehen. Aber wie kontrolliert man sich, wenn man Macht hat?

Wer Macht übertragen bekommen hat, wird kontrolliert. Wichtig ist, sich darüber im Klaren zu sein, wo die Grenzen dieser Macht liegen. Und was den verantwortungsvollen Umgang mit Macht angeht, habe ich natürlich Ansprüche an mich selbst und mir ist auch bewusst, dass ich diese Macht verliehen bekommen habe. Das ist ein Gefüge, das ganz gut funktioniert.

Natürliche Autoritäten

Wie mächtig schätzen Sie sich als Kämmerin der Millionenstadt Köln ein?


In schwierigen finanziellen Lagen ist das Finanzdezernat, dem ich vorstehe, ein sehr wichtiger Geschäftsbereich in der Stadt. Weil wir gesetzliche Regelungen haben, wie in finanziellen Krisenzeiten miteinander umzugehen ist. Dies zwingt mich auch häufig zum Nein, aber das ist vernünftig, um die kommunale Handlungsfähigkeit zu erhalten. Das alles geschieht im Rahmen der Ratskontrolle und ist damit für Bürgerinnen und Bürger transparent.

Sie gehören den Grünen an. Wird innerhalb Ihrer Partei anders Macht ausgeübt als in anderen Parteien?


Nein. Es gibt auch bei den Grünen solche, die eher einen kommunikativen Weg gehen und solche, die das eher nicht machen. Mein Eindruck ist, bei den Grünen spielen natürliche Autoritäten, vor allem in den Spitzenpositionen in Köln, eine größere Rolle als anderswo. Und das macht die Arbeit sehr angenehm, es herrscht viel Klarheit, Erwartungen werden entsprechend klar formuliert und man kommt in einem guten Diskurs zu einem Ergebnis.

Natürliche Autorität – Sie glauben also daran?


Ja. Das heißt aber nicht, dass ich Macht über natürliche Autorität erlange, sondern dass sie bei der Gewinnung und Umsetzung von Macht eine große Rolle spielt. In diesem Sinne schätze ich natürliche Autorität, klare Persönlichkeiten, die eben eine natürliche, autoritative Ausstrahlung haben.

Ein Auto ist für mich kein Symbol von Macht

Gehen Frauen anders mit Macht um als Männer?


Frauen in einflussreichen Positionen haben noch stärkere fachliche Ansprüche an sich selbst, auch, wenn sie an der Spitze stehen. Frauen müssen verstehen, dass man in einer gewissen Führungsebene nicht mehr gewinnt, indem man fachlich die Beste sein will, sondern indem man die eigenen Ziele durchsetzt. Und indem man mit den Insignien der Macht umgehen kann.

Männer haben ja ganz offensichtliche Insignien, und dazu gehört oft immer noch die schwarze Limousine…

Ich habe nichts gegen schwarze Limousinen. Aber ein Auto ist für mich kein Symbol von Macht, sondern in erster Linie ein Gebrauchsgegenstand, der mein Leben erleichtert.

Es geht ja nicht um den Gegenstand an sich, sondern um das, was er ausdrückt. Und deshalb gehört die schwarze Limousine dazu, nicht, weil sie funktional ist.


Als ich in Rüsselsheim 1994 meinen Dienst antrat, hatte ich einen weißen Dienst-Omega mit einem Spoiler. Ich hätte lieber ein kompaktes und ressourceneffizientes Cabriolet gehabt, das hätte viel mehr meinem Stil entsprochen. Spoiler sind doch ätzend. Die Denke hat sich insgesamt zum Glück etwas verändert.

Man muss also nicht in eine schwarze Limousine steigen, wenn man die Behörde verlässt, sondern kann auch eine Straßenbahn benutzen, ohne eine falsche Botschaft zu senden?

Natürlich. Wenn man ausreichend Zeit hat und nicht so viele Akten dabei, kann man, gerade in Köln, auch in die Straßenbahn steigen.

politik@stadtrevue.de


Gabriele Klug
Die Grünen-Politikerin, 1955 geboren, war von 2005 bis zu ihrem Wechsel nach Köln Kämmerin der Stadt Wesel. Zuvor war sie von 1994 bis 2000 hauptamtliche Bürgermeisterin der Stadt Rüsselsheim für die Ressorts Ordnung, Ausländeramt, Kultur, Bildung, Jugend und Soziales. Klug, die in ihrer Heimatstadt Frankfurt/Main Jura studierte, ist verheiratet und hat eine Tochter.