Wehrt sich: Felix von Massenbach, Foto: Manfred Wegener

…und raus bist du!

Die Uni Köln hat Magister- und Diplom-Studenten zum Sommersemester zwangs­exmatrikuliert

Sie haben ein Ablaufdatum: die Magister- und Diplomstudenten der Universität Köln. Als die Europäische Union im Jahr 1999 die Bologna-Reform einleitete, um die europäischen Abschlüsse vergleichbar zu machen, wurden in allen Ländern Bachelor- und Masterstudiengänge eingeführt. Zugleich sollten die alten Studiengänge auslaufen. Wie und wann, das regeln Auslaufordnungen der jeweiligen Hochschulen.



An der Uni Köln wird es nun akut, denn die Frist der Philo­sophischen und der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ist am 1. April abgelaufen, bis dahin mussten Magister- und Diplomstudenten die Zwischenprüfung abgelegt haben. Andernfalls wurden sie exmatrikuliert. Betroffen sind jetzt 200 Studenten, sagt Patrick Honecker, Pressesprecher der Universität.



Der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) hat einen offenen Brief an NRW-Forschungs­ministerin Svenja Schulze (SPD) und an das Rektorat der Universität verfasst. Darin fordert er, die Exmatrikulationen zu stoppen. Jonas Thiele, Asta-Vorsitzender, sieht das Problem in einem größeren Kontext: »Wir beklagen seit Jahren, dass die Bologna-Reform in die falsche Richtung geht.« Statt Bildung stehe Effi­zienz im Vordergrund, resümiert er.



Doch das Rektorat bleibt bei den Exmatrikulationen. Die Betroffenen könnten Härtefallanträge stellen. Diese würden sorgfältig und wohlwollend geprüft, betont Honecker.



Felix von Massenbach hat einen solchen Antrag eingereicht. Er studiert Geschichte, Politik und Germanistik auf Magister. Den Härtefall begründet er mit seiner schweren Gehbehinderung. Bis zum 15. April musste er warten, dann tagte der Prüfungsausschuss der Philosophischen Fakultät erneut (Ausgang bei Redaktionsschluss ungewiss). Überzeugt von der Härtefallregelung sei er nicht, sagt von Massenbach. Um Erfolg zu haben, müsse man erst einen Opferstatus belegen, dabei sei die Zwangsexmatrikulation für alle ein Problem. Der 27-Jährige hat sich mit anderen zusammengeschlossen und eine Unterschriftenaktion gestartet.



Der Wechsel in einen Bachelorstudiengang stehe allen offen, heißt es offiziell. Uni-Sprecher Honecker ist der Meinung, dass es den Studierenden so weiterhin möglich sei, in dem Bereich weiter zu studieren, der sie interessiere. Der Asta ist jedoch skeptisch. Dieser Wechsel bringe viele Probleme mit sich, sagt Jonas Thiele. Gilt etwa der NRW-Kredit, mit dem die Studiengebühren von 500 Euro finanziert werden können, für dieses Semester noch? Welche Scheine werden angerechnet? Gibt es den alten Studiengang überhaupt als Bachelor? Zum Studienfach Theater, Film und Fernsehen gebe es zum Beispiel keine gute Entsprechung, so Thiele. »Und bei einem anderen Studiengang wurde den Betroffenen geraten, nach Düsseldorf oder Bonn zu gehen.«