Rotes oder blaues Kabel? Jake Gyllenhaal im Stress

»Ich habe alles versucht, bloß nichts Kreatives zu machen«

Regisseur Duncan Jones über »Source Code«, Hollywood und seine Versuche, nicht in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten

 

StadtRevue: Ihr erster Film »Moon« war eine Independent-Produktion. Mit »Source Code« haben Sie den Schritt Richtung Hollywood gewagt. Wie war die Umstellung?

 

Duncan Jones: Ich habe ziemlich viel Glück gehabt. Von Freunden weiß ich, wie unglaublich schwierig es sein kann, den ersten Hollywood-Film zu drehen. Angenehmerweise ist Jake Gyllenhaal, der mit dem Drehbuch auf mich zugekommen war, von Anfang an ein großer Fürsprecher gewesen. Er wollte mich als Regisseur haben, also musste er mich gegenüber den Produzenten in Schutz nehmen. Hätte ich keine gute Arbeit abgeliefert, wäre das auch auf ihn zurückgefallen, also hat er mir sehr viele Möglichkeiten eröffnet. Ein anderer treuer Verbündeter war mein Cutter Paul Hirsch, der schon Filme wie »Das Imperium schlägt zurück« oder »Ferris macht blau« geschnitten hat.

 

Das Drehbuch stammt diesmal nicht von Ihnen. Wie haben Sie der Geschichte Ihren Stempel aufgedrückt?

 

Ich fand die Grundidee toll, ich mochte Tempo und Struktur der Geschichte, und mich reizte auch der Gedanke, als Regisseur mit Elementen aus Genres wie Action, Mystery und Science-Fiction spielen zu können. Allerdings erschien mir Sache ein bisschen zu ernst. Deswegen habe ich versucht, dem Ganzen eine gewisse Leichtigkeit und eine gute Portion Humor zu verpassen.

 

Der von Gyllenhaal gespielte Soldat in »Source Code« ist quasi Eigentum des Militärs. Auch in »Moon« ging es um das Spannunsverhältnis zwischen einem Individuum und einem Konzern. Dieses Thema scheint Sie besonders zu interessieren.

 

Ja, gerade in unserer heutigen Welt ist das Verhältnis von Arbeitnehmern und Arbeitgebern von großer Bedeutung und Brisanz. Vieles verändert sich gerade in Bezug auf Rechte und Freiheiten der Angestellten – und das nicht selten zum Schlechteren. Ich darf Ihnen leider nichts über meinen nächsten Film verraten, außer zumindest so viel: Auch der wird wieder eine Science-Fiction-Geschichte sein, die sich genau mit diesem Thema auseinandersetzt.

 

Ihre Karriere als Regisseur begann erst mit Ende dreißig. Wie kam das?

 

Eigentlich habe ich schon als Kind gemerkt, dass ich gerne Filme machen möchte. Aber dann habe ich ewig lange gebraucht, mir das auch einzugestehen. Ich habe scheinbar alles versucht, bloß nichts Kreatives zu machen: Ich ging aufs College, studierte Philosophie und war schon dabei, in Nashville, Tennessee, meinen Doktortitel zu machen. Doch es kam schließlich der Tag, an dem ich einfach nicht länger ignorieren konnte, dass der eingeschlagene Weg nicht der richtige war. Da war ich fast 30 Jahre alt, was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, relativ überstürzt nach London zurückzukehren und an der Filmhochschule noch mal von vorne anzufangen.

 

Das klingt, als hätten Sie sich unbedingt von ihrem Vater David Bowie abgrenzen wollen.

 

Dass ich so lange versucht habe, eine Karriere fernab der Kunst zu machen, lag unbewusst wohl auch daran, dass ich stets versuchte, meinen Weg unabhängig von ihm zu gehen und nicht ständig als »Sohn von« gesehen zu werden. Selbst als ich später als Regisseur in der Werbebranche arbeitete, habe ich immer darauf geachtet, dass möglichst wenige Leute wissen, wer ich bin. Auf Dauer lässt sich das natürlich nicht verhindern, und ich will auch nicht bestreiten, dass sich nicht vielleicht die eine oder andere Tür auf Grund meines Vaters geöffnet hat. Aber gleichzeitig lässt sein Name selbstverständlich auch die Erwartungen steigen, die man an mich richtet.

 

Als Schauspieler hat Ihr Vater in Science-Fiction- und Fantasy-Filmen mitgespielt. Haben Sie ihn zu Dreharbeiten begleitet?

 

Ich war damals mit am Set von »Die Reise ins Labyrinth«, was für mich als Kind natürlich das Größte war. Dreharbeiten nicht nur mit dem Papa, sondern vor allem mit Jim Henson und seinen Geschöpfen! Bei »Absolute Beginners« und »Begierde« habe ich ihn auch mal ein paar Tage besucht. Als er an der Fernsehsendung »The Hunger« arbeitete, lernte ich am Set Leute wie Tony Scott kennen, mit denen ich mich zwei Wochen lang über nichts anderes austauschte als über Film. Das war der vorhin schon angesprochene Knackpunkt in meiner beruflichen Laufbahn. Danach zog es mich nicht mehr zurück ins Graduierten-Programm, sondern nur noch hinter die Kamera.

 

Sie haben bislang zwei Filme gemacht, beide Science-Fiction. Woher kommt Ihre Liebe für dieses Genre?

 

Das habe ich auch meinem Vater zu verdanken. Er hat mich da früh geprägt, mir die Filme von Kubrick gezeigt und die Werke von George Orwell, Philip K. Dick oder John Wyndham näher gebracht. Auch Fritz Langs »Metropolis« habe ich zusammen mit ihm gesehen. All diese Klassiker haben meinen Appetit für das Genre von Anfang an genährt.