Begehrt bei Investoren – Staatenhaus am Tanzbrunnen, Foto: Manfred Wegener

Trallala im Staatenhaus

Die Stadt will Musical-Standort bleiben und nimmt

dafür Verluste in Kauf

Bereits fünfzehn Jahre steht die mülltütenblaue Zeltkonstruktion als »Musical Dome« am Breslauer Platz. Eigentlich sollte das Provisorium längst weg sein, denn die Stadt will den der Platz hinter dem Hauptbahnhof umgestalten. Doch der Umbau verzögert sich, nicht zuletzt wegen des U-Bahn-Baus. Und so wird hier ab nächstem Jahr bis Mitte 2015 die Oper und später auch das Schauspiel gastieren, während deren Spielstätten am Offenbachplatz saniert werden. Zwei Millionen muss die Stadt dafür pro Jahr an den Betreiber, die Mehr!Entertainment GmbH zahlen.

 

Das soll aber nicht das Ende von »Hairspray«, »We will rock you« und ähnlichem Trallala sein: Wirtschaftsdezernentin Ute Berg (SPD) will, dass Köln Musical-Standort bleibt. Für den Musical-Betreiber soll daher jetzt Ersatz gefunden werden. Mehrere Orte waren im Gespräch, unter anderem die Deutzer Werft und das CFK-Gelände in Kalk. Doch die sind den Musicalbetreibern nicht repräsentativ genug. Ebenso wenig ein Standort in der gerade ­beschlossenen Messe-City Deutz – dabei ist gerade dort ein Mu­sicaltheater vorgesehen gewesen. Stattdessen favorisiert die Stadtspitze nun das Staatenhaus am Tanzbrunnen.

 

Die Vorgeschichte: 2007 kaufte die Stadt ein sogenanntes Erbbaurecht für das Staatenhaus von der Koelnmesse für 12,3 Millionen Euro zurück. Denn infolge des Deals zwischen der Stadt Köln und dem Oppenheim-Esch-Fonds über neue Messehallen benötigte die städtische Tochter Koelnmesse das Gebäude am Tanzbrunnen nicht mehr. Der Plan der Stadt war, das Staatenhaus als Bürostandort für 16,3 Millionen Euro weiterzuverkaufen. Daraus wird nun nichts. Statt für Büros will die Stadt das Gebäude mit der Auflage, dort ein Musicaltheater zu installieren, abgeben. Einen Interessenten gibt es auch schon: die Mehr!Entertainment. Allerdings lassen sich so statt 16,3 nur rund fünf Millionen Euro erzielen.

 

Doch damit nicht genug: Die Stadt nimmt nicht nur in Kauf,  weniger Geld mit dem Staatenhaus zu erzielen, sondern halst sich zugleich weitere Probleme auf. Denn jetzt müssen Ersatzstätten für den Kongress der c/o pop, die Kunstmesse Art Fair und das Medienforum gefunden werden, die bislang alle hier tagten. Eine Verlagerung in die Messehallen wäre wohl möglich, aber auch die Veranstalter der Kreativwirtschaft wollen repräsentative Hallen und nicht den spröden Charme der Zweckarchitektur – und außerdem nicht die dort höhere Miete zahlen.

 

Eigentlich wird die Kreativwirtschaft von der Stadt umworben, jetzt haben ihre Vertreter das Nachsehen, weil die Stadt stattdessen Musical-Investoren ei­­nen schicken Standort anbieten will.