Wo bitte geht’s zur Politik? – Teilnehmer des Weltkindertags<br>© Patric Fouad

Kein Kinderspiel

Am 18. September feiert Köln den Weltkindertag. Doch Mitmachpolitik für Kinder gibt es immer noch zu wenig, meint Simone Scharbert

Bereits zum 20. Mal findet der Weltkindertag in Köln statt, eigentlich eine feine Sache. Denn außer in Berlin gibt es kein Forum, das an einem Tag so viel öffentlichen Raum für die zahlreichen Initiativen der Kinder- und Jugendhilfe bereitstellt. Es gibt ohnehin nur wenige Kommunen in Deutschland, die sich Kinderrechte freiwillig auf die Fahne schreiben. Der bundesweite Aktionsplan »Für ein kindergerechtes Deutschland« ist im letzten Jahr ausgelaufen, Verbesserungen aber sind für Kinder und Jugendliche im Alltag kaum erkennbar.

 

Ein Versäumnis, denn genau da sind Kinderrechte wie politische Partizipation hierzulande vielleicht am wichtigsten. Aber Mitgestaltungsmöglichkeiten für Kinder gehören für die meisten immer noch in die Familien und nicht in die kommunale Politik. Letztere sei ja auch kein Kinderspiel, wird dann gern gesagt. Ein ignoranter, fahrlässiger Ansatz, denn die viel zitierte Politikverdrossenheit hat dort ihre Wurzeln. Warum sollten gerade Kinder nicht darüber nachdenken, wie sich ihr Viertel stadtplanerisch weiter entwickelt, welche Ideen ihr Bezirksbürgermeister umsetzen will und wie Entscheidungen zustande kommen. Sie sind ja schließlich die Adressaten. Aber weit gefehlt – politische Partizipation für Kinder hat nach wie vor bloß Modellcharakter im kommunalen Alltag, geht oft unter im parteipolitischen Geplänkel.

 

Das gilt auch für Köln. Wirklich gute Projekte sind in den letzten Jahren mit viel ehrenamtlichem Engagement, aber auch mit der Unterstützung des Amts für Kinderinteressen entwickelt worden – die Rathausschule etwa, die Kindern Einblick in kommunale Politik und praktische Teilhabe ermöglicht. Allerdings nur für vier Grundschulklassen pro Jahr, das hat schon fast exklusiven Charakter. Und bei den aktiven Kinder- und Jugendforen in den Stadtteilen wird schnell deutlich, dass der Handlungsspielraum klein ist – die finanziellen Rahmenbedingungen sind mitunter mehr als schwierig, die Betreuer müssen gut haushalten mit ihrer Zeit, handfeste politische Ergebnisse lassen sich schwer erzielen. Dass eine gute Vernetzung der Angebote so gar nicht funktionieren kann, ist klar – meistens erfahren Kinder erst von Aktionen, wenn diese schon vorbei sind.

 

Immerhin gibt es ein Hearing zu den Möglichkeiten politischer Partizipation von Kindern in Köln. Das wird bestimmt kein Kinderspiel, aber Kinder spielen sowieso viel lieber Erwachsenenspiele.