Alles Kunst: Pressekonferenz in Barcelona<br>© Schnüttger-Webs-Museum

Temporär und überflutungssicher

1986 eröffnete das legendäre Schnüttger-Webs-Museum für einen Tag. Eine Ausstellung erinnert an die Folgen

 

StadtRevue: Herr Direktor Tillmann, als Sie am 6. September 1986, also vor fast genau 25 Jahren, das Klaus-Peter-Schnüttger-Webs-Museum in Volkhoven eröffneten, mussten Sie es einen Tag später »wegen der enormen Folgekosten« wieder schließen. Was bringt Sie zu der Annahme, dass es diesmal bei der Wiedereröffnung besser läuft?

 

Ulrich Tillmann: Wir haben ein neues Konzept.

 

Und dafür haben Sie 25 Jahre gebraucht?

 

Kunst und Kultur sind keine Frage der Schnelligkeit, sondern in meinen Augen eher der Gründlichkeit. So haben wir lange überlegt, ob wir unseren etwas sperrigen Namen ändern in »Schnüttger-Webs das Museum«. Auch 1986 war unser Konzept nicht falsch, wir haben nur etwas Pech mit unserer Strategie gehabt. Als wir im Mai anfingen, unsere Einladungen zu verschicken, war von einem Eröffnungstermin des Museum Ludwig am gleichen Tag noch keine Rede. Erst nach unseren ersten Pressevorankündigungen hängten sich die Verantwortlichen des Museum Ludwig mit ihrer Eröffnung an unseren Termin dran. 

 

Wie steht es um überflutungssichere Parkplätze?

 

Bei den letzten Jahrhunderthochwassern 1993 und 1995 ist das Museum Ludwig doch fast abgesoffen. Das wäre uns nicht passiert. Aber zurück ins Jahr 1986. Schon am zweiten Tag wurde uns klar, dass wir gegen das Museum Ludwig nicht anstinken konnten, obwohl wir mit Chorweiler in unmittelbarer Nähe ja auch ein großes Einzugsgebiet hatten. Aber wir erkannten auch, dass hier noch lange Überzeugungsarbeit notwendig war. Deshalb haben wir radikal die Konsequenzen gezogen und das Museum geschlossen. Vorübergehend geschlossen! Stattdessen haben wir mit Vorträgen und Veranstaltungen Bildungsarbeit betrieben und unsere Interessiertengemeinde um hundert Prozent steigern können – das Museum Ludwig hat hingegen seine Besucherzahlen aus dem ersten Jahr nie mehr erreicht. Inzwischen wissen wir auch, dass das Museum Ludwig zum 25. Geburtstag keine Gegenveranstaltung zu uns plant.

 

Gibt es zur Wiedereröffnung denn überhaupt etwas Neues zu sehen in Ihrem Museum?

 

Das 25-jährige Jubiläum haben wir zuerst einmal zum Anlass genommen, aus unserer sehr umfangreichen Dokumentationsabteilung unsere Arbeit der letzten Jahre zu präsentieren. Daneben präsentieren wir natürlich auch einige sensationelle Neuentdeckungen wie eine Ferrotypie von um 1900, die vermutlich Klaus Peter Schnüttger-Webs als Kind auf dem Schoß seiner Mutter zeigt. In diesem kleinen Originaldokument wird die ganze Tragik des Lebens von Schnüttger-Webs und sein wesentlicher Impuls für die Abwendung von der bürgerlichen Existenz und  Hinwendung zur Kunst sichtbar. Die Mutter verhüllt sich mit einem schwarzen Tuch und beauftragt den Fotografen, sie mit dem Hintergrund unsichtbar werden zu lassen, was diesem durch technische Probleme nicht in ausreichendem Maße gelang. Im Gesicht des Knaben spürt man das Unverständnis über die Dis-tanzierung der Mutter von ihrem Sohn. 

 

Zum 25-Jährigen haben Sie ja eine regelrechte Festwoche mit mehreren Veranstaltungen initiiert?...

 

Um dem sehr umfangreichen Schaffen von KPSW einigermaßen gerecht zu werden, reicht eine Ausstellung einfach nicht aus. So freuen wir uns darauf, an einem Abend einige Musikstücke mit der Aachener Pianistin Viola Kramer präsentieren zu können. Unter anderem wird sie mit mir zusammen ein Stück von John Cage vorführen, mit dem Schnüttger-Webs trotz völlig differgierender Ansichten zur Musik anscheinend einen anregenden Austausch betrieb. Ein Abend ist der Architektur gewidmet, an einem anderen Tag werde ich den Teilnehmern die Arbeiten von Schnüttger-Webs im Museum Ludwig in einer Führung zeigen. Diese Veranstaltung ist allerdings exklusiv den Einwohnern von Chorweiler und Volkhoven vorbehalten. Am 4. September reist Prof. Maria Vedder aus Berlin an, um noch einmal das Video von den Eröffnungsfeierlichkeiten 1986 zu zeigen, das damals auch längere Zeit im Museum Ludwig zu sehen war.