»Jeder Trick ist möglich« – Oliver Tielsch bei der Arbeit<br>Fotos: Manfred Wegener

Grinden wie in San Francisco

Die Skate-Anlage »Kap 686« soll die Domplatte entlasten. In Massen strömen Street-Skater nun zum Rheinauhafen. Hat sich die 700.000-Euro-Investition gelohnt?

»Bad news are good news« heißt es. Dann aber müsste dieser Beitrag hier enden: Kap 686, der gerade eröffnete Skatepark im Rheinauhafen, liefert offenbar nur gute Nachrichten. »Es kommen bislang nur sehr, sehr positive Rückmeldungen«, sagt Petra Heinemann vom städtischen Amt für Kinderinteressen. Sie hat das aus Bundesmitteln finanzierte Projekt in Zusammenarbeit mit dem Verein Dom Skateboarding umgesetzt. Allerdings, gibt Heinemann zu Bedenken, sei die Anlage erst einige Wochen in Betrieb. Es sei noch zu früh für ein abschließendes Fazit.

 

Seit Ende Juli fahren bei gutem Wetter etwa 200 Street-Skater über das rund 2000 Quadratmeter große Areal. Der Hintergrund: Nach Jahrzehnten des Streits mit Anliegern, Passanten und Stadtvertretern sollten die Skater von der Domplatte verschwinden. Um ihnen den Ortswechsel schmackhaft zu machen, wurden sogar einzelne Elemente der so beliebten Fläche nachgebaut, etwa die Blumenkübel mit den fürs Grinden so perfekt geeigneten Kanten – nur ohne Blumen. Selbst weltweit bekannte Street-skate-Attraktionen wie die »Beer Banks« in Barcelona oder der »Pier Seven« in San Francisco sind hier nachgebildet worden.

 

»Es wurden alle Streetskater-Träume verwirklicht«, sagt Oliver Tielsch, Chefredakteur des Kölner Monster Skateboard Magazine. 31 Objekte in unterschiedlichen Ausführungen – die Skater nennen sie »Obstacles« – lassen sich anfahren: Treppenstufen, flache Quader, hohe Würfel, kantige Schrägen. »Hier hat man Voraussetzungen wie am Dom – nur tausendmal besser. Jede denkbare Variante, jeder Trick ist möglich«, sagt Tielschs Kollege Patrick Bös, Betreiber des Weblogs »Domliebe«. Überdies seien der Blick über den Rhein und die Integration in die städtische Umgebung perfekt gelungen.

 

Attraktives städtisches Interieur in einer Streetskater-Oase nachbauen und so die Diskussion um den Roncalli-Platz beenden – die Rechnung geht anscheinend auf. »Wir sind alle gerade ein bisschen euphorisch«, schwärmt Alexander Basile, Sprecher von Dom Skateboarding. »Der Park platzt aus allen Nähten. Kaum jemand skatet noch am Dom.« Der Kölner Express hat dort zwar noch ein paar Unbeirrbare aufgespürt, doch auch unter ihnen spricht sich langsam herum, dass es derzeit keinen heißeren Spot für Street-Skater gibt als die funkelnagelneue Anlage im Rheinauhafen.

 

Probleme bereitet derzeit, wenn überhaupt, nur die Masse an Menschen. »Wenn die Sonne scheint, ist es manchmal schlicht zu voll«, sagt Bös, der sich als Vertreter der Domskateboarder verantwortlich fühlt, den Platz sauber zu halten. »Aufkleber und Graffiti-Tags sind hier nicht erwünscht. Wir wollen, dass die Anlage sauber bleibt und nicht verkommt.«

 

Konflikte ergeben sich aus der unterschiedlichen Nutzung der Anlage. Sie ist passgenau auf die Bedürfnisse von Street-Skatern mit ihren Boards zugeschnitten, lockt aber auch BMX-Fahrer an. »Dass zwei Skateboard-Fahrer kollidieren, passiert und gehört dazu«, sagt Bös. »Körper gegen BMX-Rad ist aber echt unangenehm – vor allem für den Skater.«

 

Vielleicht muss ja einfach eine neue BMX-Anlage her. Petra Heinemann und ihren Kollegen geht die Arbeit also so schnell nicht aus.