Rocken dank öffentlicher Projektmittel – Stonimoni im Underground<br>Foto: Jörn Neumann

Medienjobs für alle!

Welche Chancen bietet die Medienbranche Hauptschülern? Ein Modellprojekt versucht, das herauszufinden

 

»Du bist 17 – in der 8ten Klasse / sollst von der Schule geh’n / In der Tasche kein’n Cent / Den Zug ins Leben g’rad verpennt.« So lautet die erste Strophe eines Songs, den Stonimoni Mitte Juli im Underground spielte. Die Band besteht aus Acht- und Neuntklässlern der Montessori-Hauptschule Bickendorf. Fast ein Jahr lang haben sie geprobt. Für die Organisation des Konzerts waren Mitschüler verantwortlich: Sie haben den Termin gebucht, Presse eingeladen, eine Homepage gebastelt, Plakate entworfen.

 

Ermöglicht hat ihnen das »Arbeiten für Kreative«, ein Projekt der Offenen Jazz Haus Schule (OJHS), das die beruflichen Perspektiven von Hauptschülern in den Medien ausloten soll. Bislang ist diese Branche weitgehend Abiturienten vorbehalten. Das könnte sich ändern, glaubt Franz Krönig von der OJHS. Seine Argumentation: Feste Arbeitsverhältnisse verlieren auch bei Konzertveranstaltern oder Verlagen an Bedeutung, für viele Tätigkeiten gibt es keine vorgegebenen Ausbildungswege mehr. Darin sieht Krönig die Chance für Hauptschüler. »Wer zum Beispiel Social Media geschickt einsetzen kann, ist künftig vielleicht gefragter als jemand mit Ausbildung.«

 

An dem Projekt beteiligten sich rund dreißig Schüler. Sie absolvierten Praktika in Medienbetrieben, unter anderem beim StadtRevue Verlag, Center TV und der Electronic Music School. Externe Dozenten sprachen mit ihnen über Marketing, Booking, Kommunikationsdesign. »In dieser Zeit haben die Schüler gesehen, dass das nichts mit ›Deutschland sucht den Superstar‹ zu tun hat«, betont Krönig. Damit begegnet er Kritikern, die fürchten, er animiere Hauptschüler zu Träumereien.

 

Joachim Bettermann, Lehrer an der Montessori-Hauptschule, ist von dem Projekt überzeugt: »Es geht auch darum, zu zeigen, dass man sein Leben produktiv gestalten kann, jenseits der beruflichen Frage«. Er selbst habe gelernt, dass er den Schülern mehr Verantwortung übertragen könne. Die Offene Jazz Haus Schule und die Montessori-Hauptschule hoffen nun, dass sie aus den Fördertöpfen von »Pakt mit der Jugend NRW« und Fonds Sozio­kultur Geld für weitere drei Jahre erhalten.

 

Kerstin Schmitz spielt Bass bei Stonimoni, für ein Stück hat sie die Melodie geschrieben. Was die 16-Jährige nach dem Hauptschulabschluss machen möchte, weiß sie noch nicht genau. »Handwerkliches macht mir Spaß«, sagt die Schülerin. Sie habe während des Projekts gelernt, in der Gruppe zu diskutieren. Etwa darüber, welche Songs die Band einüben soll. Von dem eingangs zitierten Lied ist sie nicht ganz überzeugt. Der Refrain lautet: »Wenn Du jetzt so weiter machst: / Alles wird gut, Alles wird gut!« Sie wisse nicht, ob alle die Ironie verstünden, sagt Kerstin.