Tierisches ­Portfolio

Freie Kunstszene #25: Der Fotoraum sucht die Intensität im Kleinen

Ein kleiner Raum mit großem Schaufenster – so bescheiden beschreibt Sibylle Mall ihren Off Space in der Herderstraße in Lindenthal. Tatsächlich ist der Foto­raum mit seinen 14 Quadratmetern winzig, daran ändert auch der Nebenraum, der zeitweise als Fotostudio genutzt wird, nicht viel.

 

Die Enge hindert Sibylle Mall und ihre Mitstreiterinnen Rosanna D’Ortona und Bernadette Jansen nicht daran, in ihrer regelmäßigen Reihe »Wir haben Gäste« sogar Gruppenausstellungen wie aktuell »Hinter den Tieren« zu präsentieren – allerdings »in Petersburger Hängung«, fügt Mall lächelnd hinzu. Die vier Meisterschüler von Arno Fischer an der Ostkreuzschule Berlin, Kathrin Brunnhofer, Olle Fischer, Alexandra Heneka und Daniel Sadrowski, widmen sich in ihren häufig surrealen Aufnahmen dem Umgang des Menschen mit der Kreatur – sei es als Nutztier auf der Weide, als Attraktion im Zoo oder im gestalteten Diorama.

 

Eröffnet wurde der Fotoraum 2005 und ist neben der Fotopension im benachbarten Sülz der einzige Kölner Off Space, der sich ausschließlich mit dem Medium Fotografie beschäftigt. Das Netzwerk ist entsprechend groß. Fotografen, die ausstellen, müssen keine Miete zahlen, bei Verkäufen wird der Fotoraum finanziell beteiligt. Grundsätzlich kann sich jeder Interessierte mit seinem Portfolio bewerben. »Es muss halt ins Konzept passen«, sagt Mall. Wie dieses genau aussieht, darauf will sich die 38-Jährige allerdings nicht exakt festlegen: Die Auswahl treffe sie ohnehin nie alleine, sondern gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen.

 

Dass mit Bernadette Jansen eine Kunsthistorikerin in der »Jury« sitzt, erleichtert die qualitative Einordnung – Mall und D’Ortona fotografieren selbst, sind aber im Hauptberuf Sozialarbeiterinnen. In der Vergangenheit zeigte der Fotoraum urbane Ansichten von Inga Seevers, die unter dem Begriff »New Topographics« einzuordnen wären, oder Daniel Schumann, der sich mit intensiven Porträts seinem Großvater genähert hat und diese Bilder alten Aufnahmen seiner verstorbenen Großmutter gegenüber stellte.

 

Müdigkeitserscheinungen ver­spürt Gründerin Mall auch nach sechs Jahren nicht, im Gegenteil: Konnten zuletzt lediglich zwei bis drei »Wir haben Gäste«-Ausstellungen pro Jahr realisiert werden, so will sie die Anzahl nun verdreifachen. Die Planungen reichen derzeit für das nächste halbe Jahr – selbst professionelle Galerien wissen oft nicht, was sie in drei oder vier Monaten zeigen wollen.