Das Schwingen kybernetischer Objekte

Die Kölner Medienkunst-Kooperative Frischzelle veranstaltet ein Festival

»Wie visualisiert man Musik? Das ist ein weites Feld«, findet Sven Hahne, Medienkünstler und einer der Veranstalter von »Frischzelle – Festival für Intermediale Performance«. 2004 fing alles an, damals als Projekt von Studenten der Kunsthochschule für Medien und der Musikhochschule. Seitdem haben Hahne und sein Mitstreiter Matthias Muche – Posaunist, Komponist und ebenfalls Medienkünstler – ihr Festival professionalisiert.

 

Im Programm mischen sie lokale bis internationale (Neu-) Entdeckungen mit bekannten Medienkünstlern und Musikern. Diese »treten auf der Bühne in einen Dialog, bei dem klassische Instrumente, elektronische Klangerzeuger, projizierte Videobilder, skulpturale und kybernetische Objekte sowie alles, was direkte und indirekte Verbindungen zwischen diesen Komponenten schafft, zum Einsatz kommt.« Womit der technische Aspekt erklärt wäre, der ästhetische Reiz des Ganzen aber natürlich nicht erfasst ist.

 

So entwickeln Brian O’Reillys expressiv-abstrakte Bewegtbildwelten zu Garth Knox’ (Bratsche) Interpretation der Komposition »Vent nocturne« der finnischen Komponistin Kaija Saariaho (6.10.) einen soghaften Charakter; die Auflösung medialer Abgrenzungen scheint plötzlich möglich. Die drei »Wiener Jungs« von Radian (5.10.) zaubern ein crossmediale Musik, in der sie weite Flächen ausspielen, was manchmal aber auch zerbrechlich wirkt. Sie spannen den ganz großen Bogen von Melodie über Geknister und Geräusch bis hin zu totalem Krach. »skif++« (5.10.) sind Robert van Heumen (Sound) und Bas van Koolwijk (Video). Van Heumen arbeitete zehn Jahre am Amsterdamer STEIM (Studio for Electro-Instrumental Music), wo etwa die »elektronischen Spielereien von Laurie Anderson entwickelt wurden«. Für Hahne ist »van Heumen einer der versiertesten Laptopspieler.« Auch dabei: der Kölner Laptopper und Komponist Marcus Schmickler (6.10.). Mit Carsten Goertz (Video) opfert er auf den »Altars of Science«.

 

Seit 2009 veranstalten Hahne und Muche Workshops für Intermediale Improvisation und Komposition an der Musikhochschule Köln. Das jüngste Ergebnis präsentieren sie zum Auftakt (4.10.). Die Musiker arbeiten mit einer Software, die Hahne programmiert und die er als »visuelle Erweiterung des akustischen Instruments« versteht. Die live gespielte Musik wird über einen Computer digitalisiert, der die Tonsignale in Echtzeit in Bilder umwandelt. Die konkrete musikalische und visuelle Ausgestaltung ist Aufgabe der ausführenden Musiker. »Schwerer als das Programmieren ist die Konzeptarbeit. Das Problem ist oft: Irgendetwas Schönes flimmert, aber es fehlt der Zusammenhang«, meint Hahne. Dem arbeiten er und Muche in den Workshops entgegen. Seine Software will Hahne frei zugänglich machen. Feiner Zug.