Punkrocker im Rat: Frank Überall, Foto: Manfred Wegener

»Alleinerziehende Nacktschnecken«

Der Journalist und Hobby-Kabarettist Frank Überall

über sein Programm Rat Reloaded

StadtRevue: Herr Überall, Rathauspolitik kann Punkrock sein, schreiben Sie auf Ihrer Homepage. Wer sind die derbsten Punkrocker im Kölner Stadtrat?

 

Frank Überall: Das spielt vor allem darauf an, dass wir auch eine Punkband dabei haben, die kölsche Texte umdichtet. Im Rat selbst ist der Punkrockfaktor nicht der allergrößte. Der pensionierte Polizeidirektor Winrich Granitzka von der CDU passt sicherlich nicht in diese Schublade. Rechtsanwalt und SPD-Chef Martin Börschel auch nicht unbedingt. Doch wir zeigen, dass es auch irgendwie Punkrock ist.

 

Worum geht’s bei Rat Reloaded?

 

Meine Kollegin Marina Barth und ich arbeiten die Highlights einer jeden Ratssitzung kabarettistisch auf, als eine Art lustige Nachhilfestunde in Sachen Kölner Lokalpolitik.

 

Was ist denn so komisch an Ratssitzungen?

 

Die Ratssitzungen beginnen ja in der Regel um 15.30 Uhr und dauern bis Mitternacht. Was die Leute da zu fortgeschrittener Stunde von sich geben, ist teilweise schon sehr witzig. Oft reicht es, einen kurzen Debattenausschnitt vorzulesen, und die Leute liegen lachend unterm Tisch. Auch Ratsmitglieder übrigens, denn auch die sitzen immer wieder im Publikum.

 

Und das, obwohl Sie nicht immer zimperlich mit ihnen umgehen.

 

Vieles, was die total ernst meinen, ziehen wir völlig durch den Kakao. Helge Schlieben von der CDU hat mal vorgeschlagen, Kontrollkinder zur Überwachung der Schultoiletten einzusetzen. Wir haben uns dann etwas intensiver damit auseinandergesetzt, was ein Kontrollkind so macht. Das Publikum und wir hatten viel Spaß. Helge Schlieben selbst nicht so, glaube ich.

 

Haben Sie Lieblingsratsherren und ?frauen, die häufig Stoff liefern?

 

Ralf Sterck und die ganze FDP-Fraktion bieten eine Menge Überdrehtes. Die versuchen gerne, bemüht lustig zu sein, was selten klappt. Diese Sachen kann man dann in all ihrer Absurdität einfach so stehen lassen.

 

Ist »Rat Reloaded« auch schon Thema im Rat?

 

Auf den Fluren schon. Es gab zum Beispiel eine Debatte über ein Gelände im Kölner Norden, wo nach jahrelangem Nichtstun ein Biotop entstanden war. Winrich Granitzka hat gelästert, dass man dort wahrscheinlich auch alleinerziehende Nacktschnecken finden würde. In einer Pause hat er mir dann zugegrinst: »Na, da habt ihr ja wieder was Nettes.«

 

Sind Ihre Veranstaltungen auch für Menschen attraktiv, die keine Ahnung von Ratspolitik haben?

 

Wer neu nach Köln kommt und wissen möchte, wie das hier lokalpolitisch abgeht, der hat zwei Möglichkeiten. Entweder, sich acht Stunden in den Stadtrat zu setzen, oder bei uns das Ganze in anderthalb Stunden mit guter Musik und leckeren Getränken kompakt zu bekommen.