Jeder Tag könnte der letzte sein – Wochenplaner an der Wiersbergstraße, Foto: Manfred Wegener

Ende der Entspannung

Das Autonome Zentrum in Kalk soll noch dieses Jahr geschlossen werden

Der Winter war entspannt bislang im Autonomen Zentrum (AZ) in Kalk. »Letztes Jahr hatten wir keinen Strom, kein Wasser und keine Heizung. In diesem Jahr haben wir nur keine Heizung«, sagt  David, und Lukas fügt hinzu: »Es ist nicht wirklich gemütlich bei uns, aber es geht schon.« Auch innerlich wirkt alles ruhig an der Wiersbergstraße. Nach dem aufregenden vergangenen Jahr mit der verhinderten Räumung im März und den turbulenten Sitzungen der Bezirksvertretung in der zweiten Jahreshälfte, als die zuvor meist wohlwollende bürgerliche Presse den Ton gegenüber dem Autonomen Zentrum wieder verschärfte, ist man zufrieden, die aufgeheizte Stimmung wieder ein wenig gelöster zu sehen.

 

Draußen werden allerdings die Weichen für die Zukunft gestellt. Derzeit ist die Öffentlichkeitsbeteiligung am Bebauungsplan für die Wiersbergstraße im Gange. Bis Ende Dezember konnten Bürger Vorschläge einreichen. Als »sehr kontrovers« bezeichnet Elke Müssigmann vom Stadtplanungsamt die Einlassungen – »die Diskussion läuft entlang der Frage: Wird das AZ erhalten oder nicht.«

 

Die Vorschläge würden ausgewertet und derBezirksvertretung Kalk vorgelegt, die diese voraussichtlich Ende März diskutieren wird, wie Bezirksbürgermeister Markus Thiele (SPD) schätzt.

 

Zu Ende ging dieser Tage auch der Architekten-Wettbewerb zur Erweiterung der Kaiserin-Theophanu-Schule an der Kantstraße. Das Preisgericht wählte drei Siegerentwürfe aus. Bis zum 9. Februar sind diese im Stadthaus Deutz zu besichtigen. Hernach wird die Stadt mit den Preisträgern über die Vergabe verhandeln. »Die Erweiterung der Schule tangiert den Fortbestand der Kantine nicht unmittelbar, aber es gibt einen Zusammenhang«, sagt Bezirksbürgermeister Thiele. Zwar liege die ehemalige KHD-Kantine nicht auf dem Gelände, aber die Schulerweiterung hat Auswirkungen auf den ebenfalls für Kalk-Süd geplanten Grünstreifen, der nach dem Willen der Stadtplaner auf dem Teilstück begänne, wo derzeit das AZ steht.

 

»Mir macht die Schulerweiterung wenig Sorgen. Wir stehen ja nicht in Konkurrenz«, sagt David, und auch die Öffentlichkeitsbeteiligung sieht er als Vorteil: »Wir haben jede Menge eigene Vorschläge eingebracht.« Bereits bei der öffentlichen Bürgeranhörung im Dezember hatten AZ-Betreiber einen mit Architekten erarbeiteten Plan vorgestellt, der ein Nebeneinander von Schule, AZ und Grünstreifen erlaubt.

 

Aufregung gab es Mitte Januar, als der Hauptausschuss der Stadt Köln den schon beschlossenen Kauf des KHD-Geländes von der Sparkasse Köln-Bonn für 28 Millionen Euro auch formal bestätigte. Der Ausschuss forderte dabei jedoch auch, dass die Sparkasse den im April vergangenen Jahres geschlossenen Nutzungsvertrag mit den Besetzern kündigen müsse, bevor die Stadt das Gelände kauft.

 

Für Jörg Detjen, Vorsitzender der Linksfraktion, erschwert das unnötig die Verhandlungen über eine Zukunft des AZ: »Durch diese politische Entscheidung wird das Vertrauensverhältnis zum wiederholten Male zerstört.« Auch im AZ sieht man die Klausel kritisch: »Diese ständige mangelnde Transparenz ist anstrengend. Man weiß einfach nie, was kommt«, klagt Lukas.

 

Andere wiederum sehen den Zusatz als bloße Formalität. Von Sparkassen-Seite hieß es, dass ein Eigentümerwechsel sowieso mit einer Kündigung des Nutzungsvertrages einherginge, das sei im Vertrag mit den AZ-Betreibern festgehalten. Auch Jörg Frank von den Grünen erklärt: »Das ist eine Forderung von CDU und FDP gewesen. Dass das AZ an der Stelle keine Zukunft hat, ist ja kein Geheimnis. Jetzt muss man eher über Alternativen und Ersatzobjekte nachdenken.«

 

Der Rat wird in seiner Sitzung am 14. Februar den Beschluss des Hauptausschusses bestätigen. Und auch wenn Detjen anregt, dass die rot-grüne-Koalition die Klausel da ja noch rausnehmen lassen könne, zeigt der Beschluss vor allem, was längst klar ist: Es gibt einen politischen Willen, dass das Autonome Zentrum an der Wiersbergstraße keine Zukunft hat. »Die Bezirksvertretung Kalk hat sich gegen einen Erhalt der Kantine entschieden, der Stadtentwicklungsausschuss hat diesen Beschluss übernommen. Mein Ziel ist, im Laufe des Jahres Klarheit zu schaffen«, stellt Markus Thiele klar. Und auch Wolfgang Tuch vom Stadtplanungsamt sagt: »Wir haben den politischen Auftrag, das Zentrum wegzuplanen.«

 

Der Winter war entspannt bislang im Autonomen Zentrum in Kalk.
Das dürfte sich bald ändern.