Aus der Mitte entspringt eine Schiene – Rauminstallation Maalot, Foto: Manfred Wegener

Klinker im Gras

Künstler und Stadt streiten um den Heinrich-Böll-Platz

Das Bild hat symbolischen Wert: Bei Sonne und Regen bewachen Männer in Anoraks einen Teil des Heinrich-Böll-Platzes, damit die darunter arbeitenden Musiker der Philharmonie  nicht von Lärmrowdies wie Touristen mit Rollkoffern gestört werden. Ändern wird sich das so schnell nicht: Eine Sanierung würde Millionen kosten, die Bewachung ist billiger.

 

Immerhin soll jetzt der restliche Platz um das Museum Ludwig ausgebessert werden. Und da liegt einiges im Argen. Der Klinkerbodenbelag, der nur in einer Grasnarbe liegt, ist uneben und vielfach gebrochen; gerissene Granitplatten parallel zum Schienenstrang wurden mit Teer ausgebessert; auch die Skulptur könnte ein Facelifting vertragen.

 

Die verschiedenen Elemente sind Teil der Rauminstallation Ma’alot (Hebräisch für »Stufenlieder«), die der Künstler Dani Karavan 1986 zusammen mit einem Landschaftsarchitekten angelegt hat. Vor ein paar Jahren hatte die Verwaltung mehrere Sanierungstests unternommen, die jedoch von Karavan und Peter Busmann, dem Architekten der Philharmonie und des Museum Ludwig, abgelehnt wurden. Im September 2010 bildete sich daraufhin die Initiative »Bürger für Ma’alot«, um mittels Info-Veranstaltungen, Konzerten sowie Gesprächen mit der Verwaltung Druck zu machen.  Koordinatorin Christiane Haerlin wirft der Verwaltung eine Taktik der kleinen Schritte vor und wundert sich, warum die Platzsanierung nicht in die Pläne zur Umgestaltung der Domumgebung eingebettet ist.

 

Baudezernent Bernd Streitberger warnt davor, die komplexe Neugestaltung der Dom-Ostseite und die Bauunterhaltung eines Platzes zu vermischen. Ma’alot berührt für ihn die Grundfrage, »was ist werkadäquat und was funktional adäquat«. Und da sieht er die Schuld auch bei den Künstlern und einer Oberflächengestaltung, »die den Anforderungen, denen sie ausgesetzt ist, nicht gewachsen ist«. Das ist nicht von der Hand zu weisen, halten Verfugung und Bodenbelag doch nicht mal das Befahren mit Anlieferungsfahrzeugen aus. Poller sollen das zukünftig verhindern. Andererseits passt sich die Verwahrlosung des Platzes ein in den allzu laxen Umgang der Stadt mit ihren Kulturbauten und den Fragen des künstlerischen Erbes.

 

Nach einem optimistisch stimmenden Treffen aller Beteiligten im Mai 2011 ist die Stimmung jetzt wieder im Keller. Zwei Vertragsangebote des Architekturbüros Bohl, das einen Maßnahmenkatalog erstellt hat, wurden aus finanziellen Gründen abgelehnt. Busmann beklagt ein grundlegendes »Defizit an Projektsteuerung und Koordination«. Verlass ist derzeit nur auf eines: Die Männer in den Anoraks werden bleiben.