Hier entstand der Grüngürtel – Volksgarten in der Südstadt, Foto: Manfred Wegener

Radieschen sind nicht alles

Das Architektur Forum Rheinland diskutiert über Grün in der Stadt

Der moderne Großstadtbewohner sehnt sich nach Natur, will aber seinen urbanen Lebenswandel nicht aufgeben – deswegen holt er sich die Natur in die Stadt: In Ehrenfeld fordert eine Initiative, dass statt eines geplanten Einkaufszentrums ein Park entsehen soll. Dort und anderswo werden zudem unter dem Schlagwort Urban Gardening Brachen besetzt, um mit Kindern Kartoffeln oder Kresse zu pflanzen.

 

Die Sehnsucht nach der Natur in der Stadt ist so alt wie diese selbst – das zeigen Kloster- und Schlossgärten, in Köln aber vor allem bürgerliche Parkanlagen und Konrad Adenauers Grüngürtel-Idee aus den 20er Jahren. Darauf macht nun das Architektur Forum Rheinland (AFR) ein Jahr lang mit seiner Veranstaltungreihe »Grün, grüner, Köln« im Domforum aufmerksam. Man wolle das »Kölner Grün und seine Typologien vorstellen und Materialien für die politische Diskussion bereitstellen«, sagt AFR-Geschäftsführer Jörg Beste. Das kommt zur rechten Zeit, denn diese Diskussion ums Grün ist schon in vollem Gange.

 

So will die Stadt mit den Bürgern die Chancen für mehr Grün durch eine Bewerbung für die Bundesgartenschau 2025 diskutieren, als Gelände ist der derzeitige Großmarkt im Süden vorgesehen. Außerdem soll ein Konzept für den Äußeren Grüngürtel, auch im Rechtsrheinischen, erstellt werden. Zugleich sucht die Stadtverwaltung in Mülheim, Deutz und Kalk mit den Bürgern nach »Rechtsrheinischen Perspektiven«, um auch diese Stadtteile mit Grünflächen aufzuwerten.

 

Ebenso steht dieses Jahr die Vollendung des südlichen Inneren Grüngürtels, Prunkstück Kölner Stadtplanung aus der Adenauer-Ära, an – gegen den Widerstand am Eifelwall. Das neue Stadtarchiv dort werde zwar mit Rücksicht auf die Grüngürtel-Idee geplant, verschatte den Anwohnern aber die Sicht, kritisiert eine Initiative. Ein Moderationsverfahren soll den Konflikt demnächst lösen.   

 

Was die neueste Grün-Typologie, eben die informelle Stadtplanung durch Urban Gardening betrifft, ist Jörg Beste vom AFR nicht nur begeistert: »Wenn es manchen gefällt, in der Stadt jetzt Tomaten und Radieschen zu pflanzen, ist das nicht immer auch stadtplanerisch vernünftig«. Aber all das gelte es zu diskutieren, sagt Beste. Die zunehmende Erwartungshaltung der Bürger, an politischen Prozessen beteiligt zu werden, müsse eben auch mit entsprechendem Hintergrundwissen einhergehen. Dazu wolle die AFR-Reihe nun beitragen.