Foto: Manfred Wegener

Bläck Fööss ist Weltmusik

Die Jecken bütze un danze, er spielt die Musik dazu: ­Karnevals-DJ Niko Thom

Wie ich dazu gekommen bin? Ich habe viel gefeiert und gekellnert. Irgendwann hab’ ich gedacht, dass ich auch gern die Musik dazu spielen würde. Ich hab dann im »Spielplatz« am Ubierring angefangen, aufzulegen. Das muss so Mitte der 90er Jahre gewesen sein.

 

Eigentlich bin ich DJ geworden, weil ich gerne tanze und die Musik spielen wollte, zu der ich gerne tanze. Was beim Auflegen ja dann doch nur begrenzt möglich ist. Da ist man meist ziemlich eingekesselt.

 

Ich lege inzwischen nur noch CDs auf. Und sogar damit bin ich fast schon old-­fashioned. Die meisten haben ja jetzt ihren Laptop dabei. Ich muss ein bisschen was zum Anfassen haben. Ich würde auch noch Vinyl spielen, aber das ist einfach zu viel Geschleppe, gerade wenn man an einem Abend an drei, vier Locations auflegt.

 

In diesem Jahr lege ich nur einmal in der »Ubierschänke« auf. Da bin ich seit acht Jahren immer am Karnevalsdienstag, zur Nubbelverbrennung. Die Südstadt ist eigentlich ziemlich touris­tisch, aber es sind auch viele Kölner dabei. Da wird nicht nur gesoffen, es wird mitgesungen, sehr stimmungsvoll.

 

Es gibt so zehn, zwanzig Songs, die einfach immer gehen und wonach man auch immer gefragt wird. »En unserm Veedel« von den Black Föös, das ist etwas zum Mitsingen und In-den-Armen-Halten. Das mag der Karnevalist ganz gerne. Als Kind habe ich Black Föös auch außerhalb der Session gehört. Bläck Fööss, das ist Weltmusik. Es gibt eigentlich kein Lied, das ich nicht spielen würde. Selbst Jürgen von Big Brother, der hat ja mal eine Nummer geschrieben: »Heute fährt die 18 bis nach Istanbul«. Das ist schon ziemlich schlimm, aber an Karneval geht das. Kann man auflegen.

 

Also als Musiker verstehe ich mich nicht. Ich spiele ja kein Instrument. Man muss schon beim Auflegen darauf achten, wie das Publikum reagiert. Aber ich will auch für ein bisschen Stimmung sorgen. Nachdem alle weinselig geworden sind, spiele ich was ganz anderes. Zur Dramaturgie gehört, dass sich alle paar Minuten etwas ändert.

 

Bei mir dürfen sich die Gäste Musik wünschen. Wenn aber alle halbe Stunde jemand kommt »Ey, jetzt spiel doch mal ›Viva Colonia‹,« dann sag ich schon mal »Ja, das lief gerade!«, oder: »Hab ich nicht!« Vor allem, wenn mir das Lied nicht gefällt. Manchmal habe ich es auch tatsächlich nicht. Dann ist das halt so.

 

Es ist auf jeden Fall das Ziel, so wenige Wünsche wie möglich zu hören. Das ist für mich der Gradmesser, wie der Abend gelaufen ist. Die absolute Rakete ist, an so einem Abend in acht oder neun Stunden kein einziges Lied zweimal gespielt zu haben. Das hab ich an rund 150 Abenden vielleicht zweimal geschafft. Bei drei Minuten pro Lied, kommt man gut und gerne auf 200 Nummern.

 

Die Ubierschänke ist so ziemlich der Laden, der in der Südstadt als letzter schließt. Die feiern so bis sechs oder sieben Uhr. Und irgendwann bekam ich dann einen Bierdeckel, wo draufstand — war wohl ziemlich angetrunken, der Schreiber — »Super Musik! Die DJs aus der Südstadt«. Da waren also drei, vier DJs, die in den Läden drumherum gespielt hatten und dann noch vorbeikamen und total beseelt waren. Das fand ich richtig toll.