Auch Stacheldraht schützt vor Verstrahlung nicht, Foto: Manfred Wegener

Von Blechhalle zu Blechhalle

Auch in Köln regt sich ­Protest gegen den ­geplanten Castor-Transport von Jülich nach Ahaus

Rudolf Schulten (Name geändert) ist außer sich: »Mehr als 150 Castoren aus einer Blechhalle mit ablaufender Genehmigung einfach in die nächste Blechhalle mit ablaufender Genehmigung zu transportieren ist völlig absurd«. Schulten engagiert sich beim Kölner Anti-Atom-Plenum. Großes Thema dieser Tage ist der geplante Transport von 152 Castorbehältern mit Brennelementekugeln aus dem Forschungszentrum Jülich ins Zwischenlager Ahaus.

 

Über die Autobahn soll der Atommüll aus der einstigen Kernforschungsanlage, an der von 1967 bis 1988 der Hochtemperaturreaktor AVR in Betrieb war, mitten durchs Ruhrgebiet ins 170 Kilometer entfernte Ahaus gebracht werden. Grund ist die 2013 auslaufende Genehmigung für Jülich als Zwischenlager. Ahaus dagegen hat eine Genehmigung bis zum Jahr 2036.

 

Eine bloße Verlagerung des Atommülls sei verantwortungslos, sagt Schulten: »Es gibt keine Lösung des Endlagerproblems. So lange macht es auch keinen Sinn, die Castoren herumzufahren.« Neben der erhöhten Gefahr durch den Transport sprächen auch die so genannten »heißen Zellen«, in denen undichte Castoren repariert werden können, für einen Verbleib am Niederrhein. »So was gibt es in Ahaus nicht«, weiß Schulten. »Wenn einer der Behälter in Ahaus undicht wird, müssten sie den zurück nach Jülich bringen.«

 

Beschlossen wurde der Transport bereits 2008 — gemeinsam von der Bundesregierung und der schwarz-gelben NRW-Landesregierung. Die jetzige rot-grüne Landesregierung stellt sich nun auf die Seite der Transportgegner und fordert eine Verlängerung der Genehmigung für das Lager in Jülich — aus Sicherheitsgründen, aber wohl auch, weil im Falle des Transports hohe Kosten auf sie zukämen. Der vom Bund dominierte Aufsichtsrat lehnte den Verbleib in Jülich allerdings im Dezember ab.

 

Für die nächsten Wochen haben Schulten und seine Mitstreiter vielfältige Proteste geplant. Bereits im Dezember gab es eine Demonstration in Ahaus, nun möchte man mit einem Autobahnaktionstag in ganz NRW protestieren: »Wir wollen den Entscheidungsträgern zeigen, dass mit viel Widerstand zu rechnen ist.« Der Druck scheint erste Früchte zu tragen. Anfang Februar verkündete Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU), dass ein Verbleib in Jülich denkbar sei.

 

Der geplante Castor-Transport ist nicht der einzige Grund, aus dem das Forschungszentrum Jülich zuletzt in den Schlagzeilen war. Anfang 2011 wurde vermeldet, dass mehr als 2000 Brennelementekugeln spurlos verschwunden seien. Die Nachricht entpuppte sich als haltlos, dabei wäre das wohl für viele die beste Lösung gewesen: die Kugeln verschwinden — und niemand weiß, wohin.

 

Aktuelle Infos unter antiatomplenum.blogsport.de und westcastor.de.