»State of the Art Photography«

Der Titel der Schau verspricht eine zukunftsweisende Bestandsaufnahme. Es ist eine von acht Fotoexperten zusammengestellte Auswahl von 41 mehr oder weniger etablierten Künstlern, die derzeit im Düsseldorfer NRW-Forum in bunter Mischung gezeigt werden. Positiv gesagt: Die Bandbreite ist enorm, Entdeckungen lassen sich machen. Auffällig ist, wie viele der interessanteren Künstler, etwa Taiyo Onorato und Nico Krebs mit ihren skurril-poetischen Kamerabauten, eine Hinwendung zu skulpturalem Arbeiten erkennen lassen.

 

Leider gibt es auch viel Belangloses: Armin Morbachs nett angezogene »Planking«-Protagonistinnen, die in High Heels auch schon mal auf einem Müllwagen ausgestreckt sind, wären noch als Modestrecke langweilig, genauso wie Alex Pragers Frauenporträts, Cindy Sherman in Bonbonfarben reloaded. Schöne reflektierte Porträts hingegen gibt es von Elina Brotherus, die die Beziehung von Modell und Raum untersucht und ganz nebenbei die unterschiedlichen Blicke von Fotografen und Malern zeigt. Völlig unangestrengt gelingt hier der Beweis, dass Fotografie als Kunst betrachtet werden kann.

 

Auch der dokumentarische Ansatz spielt erfreulicherweise immer noch eine relativ große Rolle. Bedauerlich nur, dass manche Fotografen sich nicht souveräner auf die Wirkung ihrer Bilder verlassen. Die »Sworn Virgins« etwa, jene albanischen Frauen mit männlicher Identität, mit deren Porträts Pepa Hristova bereits den Otto-Steinert-Preis gewann, sind nicht wirkungsvoller, wenn sie als glänzende Diasecs präsentiert werden. Es ist ein Missverständnis zu glauben, die Fotografie sei endgültig in der Kunst angekommen, wenn nur Format und Technik aufwändig sind.

 

Gut durchdachte Präsentationsweisen fallen daher auf. Bestes Beispiel sind die in Gipsplatten eingelassenen Fotografien von Katalin Deér, deren analytischer Blick auf Architekturen den Betrachter an seine Wahrnehmungsgrenzen führt. »Present things« ist der unprätentiöse Titel einer ihrer Ausstellungen, und er hätte auch dieser Schau gut zu Gesicht gestanden. Da die Auswahl keineswegs besonders international ist, hätte man das Ganze gerne etwas tiefer hängen dürfen.