So sind die Kanadier nicht zu stoppen: Flughafen Köln-Bonn, Foto: Manfred Wegener

Brummer im Anflug

Der Flughafen Köln-Bonn lehnt die Ansiedlung kanadischer Streitkräfte

wegen der Lärmbelastung öffentlich ab — ein falsches Spiel

Zuerst dickbauchige Cargofrachter der Lufthansa, die aufgrund des Frankfurter Nachtflugverbots in Köln Zwischenstopp einlegten, jetzt die kanadische Militärflotte: Die Wut der Anwohner am Köln-Bonner Flughafen wächst. »Frecher geht’s nicht! Wir kämpfen seit 30 Jahren dafür, die lauten Brummer aus der Nacht rauszubekommen und dann kommen die Kanadier und wollen ihr Kriegsmaterial von hier nach Afghanistan schaffen«, so Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft Köln-Bonn.

 

Die überraschende Ankündigung von Verteidigungsminister de Maizière (CDU) Mitte Februar, den Flughafen Köln-Bonn, der deutschlandweit das höchste Nachtflug­aufkommen hat, zum logistischen Drehkreuz für die kanadischen Streitkräfte zu machen, stößt auf Empörung: Die rot-grüne Landesregierung, die sich im Koalitionsvertrag darauf verpflichtet hat, Nachtflüge möglichst zu verhindern, stellt sich quer, die Kölner Politik auch — SPD und OB Jürgen Roters (SPD) inbegriffen, die sich in der Vergangenheit für einen »Nachtflug im begrenzten Umfang« einsetzten.

 

Flughafen-Chef gegen mehr Nachtflug - abgefertigt wird trotzdem

 

Sogar Flughafen-Chef Michael Garvens betonte in den vergangenen Wochen, dass er eine Verlagerung von Nachtflügen aus der weniger dicht besiedelten Eifel, wo die Kanadier bislang die US-Militärbasis Spangdahlem nutzen, in den Ballungs­raum Köln-Bonn ablehne: »Es passt nicht zu unserem Bestreben, die Lärmbelastung der Anwohner so gering wie möglich zu halten«, so Garvens.

 

Tatsächlich starten nach Recher­chen der StadtRevue längst kanadische Militärfrachter des Typs C 17, vergleichbar mit den MD-11-Maschinen, die zu den lautesten Flugzeugen zählen, die im deutschen Luftraum erlaubt sind. Laut Aussage der Deutschen Flugsicherung gab es allein von November bis Februar 38 solcher Flugbewegungen, abgefertigt am zivilen — und nicht am militärischen — Teil des Flughafens.

 

Trotz Streit und Protesten - die Zulassung läuft bis 2030

 

Nach Aussage von Horst Becker, Staatssekretär der Grünen im NRW-Verkehrsministerium, gab es offensichtlich bereits im Oktober 2011, also vier Monate vor der Ankündigung des Bundesverteidigungsministeriums, Gespräche zwischen Garvens und den Kanadiern. »Das habe ich Anfang März erfahren. So geht man nicht mit den lärmgeplagten Anwohnern um! Und auch nicht mit den Gesellschaftern«, empört sich Becker.

 

Land und Stadt, die neben dem Bund jeweils ein Drittel der Anteile am Flughafen halten, sind jedoch in Bezug auf die Ansiedelung der Kanadier die Hände gebunden. Im Rahmen der von der schwarz-gelben Vorgängerregierung im Jahr 2008 frühzeitig verlängerten Betriebsgenehmigung ist bis 2030 jeder Flugzeugtyp, der festgelegten Auflagen entspricht, zugelassen.

 

Wolfgang Hoffmann von der Lärmschutzgemeinschaft ärgert sich maßlos über das falsche Spiel: »Schon bei der Debatte um die Zwischenstopps der MD-11-Frachter hat Garvens öffentlich vorgegeben, auf unserer Seite zu stehen, dabei denkt er nur an Profit.« Fest steht: Durch Garvens Schachzug wird nicht nur die Nacht lauter, sondern auch der Protest — am 24. März findet die erste Großdemo am Kölner Flughafen nach Frankfurter Vorbild statt.