Kaftan statt Ballonseide: Die DSK Köln in Aktion, Foto: Olaf Jansen

Ditib mit Viererkette

Die Religionsbehörde hat in Köln einen Fußballverein übernommen —

das kommt nicht überall gut an

 

Wer schon immer der Meinung war, Fußball und Religion passten gut zusammen, bekommt an der Ecke Venloer Straße und Innere Kanalstraße in Ehrenfeld die Bestätigung: Hier, wo seit November 2009 die Ditib-Zentralmoschee von Köln entsteht, liegen im Schatten des mächtigen Bauwerks gleich drei rege genutzte Fußballplätze. Hier können gläubige Muslime und Sportler schon aus rein geografischen Gründen gar nicht anders — sie begegnen sich. Ständig.

 

Mag sein, dass genau diese Begegnungen Ditib-Vorstand Ali Dere inspiriert haben. Jedenfalls beschloss die Ditib (»Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion«) mit Deres Amtsantritt im Jahr 2011, in den örtlichen Fußball gleich neben ihrem neuen religiösen Zentrum zu investieren.

 

Ein Umstand, der vielerorts für Befremden sorgt — schließlich untersteht die Ditib direkt dem türkischen Religions-Ministerium in Ankara. Und welches Interesse sollte dieses daran haben, einen Kölner Fußballverein zu finanzieren?

 

»Wir wollen die Anziehungskraft des Fußballs nutzen, um die Menschen am Wochenende zueinander zu bringen. Fußball soll als kulturelle Veranstaltung für die ganze Familie dienen «, erklärt Ertugrul Güleryüz.  Der 34-Jährige Fußballfachmann, der schon als Co-Trainer bei den türkischen Erstligisten Genclerbirligi Ankara und Galatasaray Istanbul arbeitete, wurde als Präsident des neu geschaffenen Vereins DSK Köln installiert, der die Pläne des Ditib-Vorstandes in die Tat umsetzen soll.

 

Finanziell und konzeptionell gut aufgestellt

 

Um gleich auf höherem Niveau einsteigen zu können, fusionierte der DSK (Ditib Sport Klub) zu Beginn der laufenden Saison mit dem pleite gegangenen Klub Germania Nippes und übernahm dessen Platz in der Bezirksliga. Güleryüz stellte mit seinen guten Kontakten ein für Bezirksliga-Niveau namhaftes Team samt fünfköpfigem Trainerteam zusammen, zudem wurde ein professionell arbeitender Jugend-Koordinator eingestellt, der den Nachwuchs des DSK künftig zu Höhenflügen führen soll.

 

Ein Ausrüster-Vertrag mit Sportartikel-Hersteller Adidas sorgt dafür, dass sämtliche 187 derzeit aktiven Fußballer des DSK einheitlich mit einem schmucken zwölfteiligen Sport-Dress ausgestattet wurden. Das sorgte bei der Konkurrenz auf Kölns Fußballplätzen natürlich für neidische Blicke.

 

»Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn plötzlich ein gut betuchter Verein in der Szene auftaucht. Aber wir verlieren so rasch unsere besten Leute, die natürlich gern dort hingehen, wo sie mehr verdienen können«, stöhnt Elisabeth Arenz, Vorsitzende des DSK-Nachbarklubs SC West. Und Hakan Isiktas, Chef des ebenfalls in Ehrenfeld beheimateten Türkischen FC Köln (TFC), erklärt süffisant: »Wenn ich soviel Geld zur Verfügung hätte wie die, würde ich mit meiner Mannschaft bald in der Bundesliga spielen.«

 

»Wir zahlen nicht mehr als andere«, behauptet Güleryüz. Die Spieler ließen sich vom guten Gesamtkonzept des Vereins locken, sagt er. Geld von der Ditib scheint dennoch eine gewichtige Rolle im DSK-Konzept zu spielen: Die ZSU GmbH, ein Unternehmen, das für die Ditib ein Reisebüro und eine Versicherung unterhält, dient dem Verein als Hauptsponsor. »Wir wollen ein Multi-Kulti-Verein für Menschen aller Herkünfte und aller Religionen sein«, sagt Güleryüz. Worte, die zu den öffentlichen Erklärungen der Ditib passen, die ebenfalls stets betont, eine Heimat für Menschen jeglicher Herkunft bieten zu wollen.

 

Sanierung und Ausbau der Sportanlage

 

Die sportliche Heimat im Schatten der Moschee ist allerdings baufällig. Neben dem unmodernen Aschenplatz stehen nur baufällige Umkleideräume in einer benachbarten Turnhalle zur Verfügung. Ein Vereinsheim gibt es überhaupt nicht. »Das ist schade für uns und beraubt uns natürlich erst einmal der Möglichkeit, den Verein zu vergrößern. Wir können uns hier schlicht nicht ausbreiten«, klagt Güleryüz.

 

Derzeit prüft der Verein die Möglichkeiten, die Anlage auf eigene Kosten mit einem eigenen Clubheim auszustatten. Außerdem wird überlegt, aus einem der beiden Aschenplätze vor Ort einen Kunstrasenplatz zu machen. »Da haben wir natürlich nichts dagegen«, sagt Dieter Sanden. Der Leiter des Sportamts-Leiter der Stadt Köln begrüßt die Eigeninitiative des Vereins: »Wenn eine entsprechende Anfrage kommt und die Planung stimmt, unterstützen wir das gern.«

 

Spürbares Misstrauen

 

Das Misstrauen gegenüber dem neuen Verein spürten Güleryüz und seine Leute allerdings im Frühjahr vergangenen Jahres, als man drauf und dran war, Viktoria Köln, den insolvent gegangenen Traditionsverein von der anderen Rheinseite, zu übernehmen. »Wir waren mit den Verhandlungen schon weit, die Gläubiger der Viktoria hätten Geld bekommen und unsere Pläne für ein leistungsorientiertes Sportinternat standen.

 

Dann wurden die Verhandlungen aber plötzlich von Seiten der Viktoria abgebrochen«, erzählt Güleryüz. Er vermutet, dass man Angst vor religiöser Einflussnahme auf die Kinder und Jugendlichen bekommen habe. »Dabei wollen wir hier niemanden zum Islam bekehren, sondern mit einem Multi-Kulti-Konzept Kids aller Nationalitäten von der Straße holen«, betont Güleryüz und weist auf den großen Anteil deutscher Mitarbeiter hin, die der DSK beschäftigt: Von unseren derzeit achtzehn Trainern sind acht Deutsche«, sagt er. Und er betont noch einmal die religiöse Liberalität des Vereins: »Wir fordern hier von niemandem ein fünfmaliges Gebet am Tag.«

 

Im vergangenen November wurde in den beschränkten Ditib-Räumlichkeiten an der Subbelrather Straße groß das islamische Opferfest gefeiert. Ein paar Wochen später wurde umgeschmückt: Man bereitete die Weihnachtsfeiern der Jugendmannschaften vor.