»Ich bin für eine Kunst, die politisch-erotisch-mystisch ist, die etwas anderes tut, als in einem Museum auf ihrem Arsch zu sitzen«, schrieb Claes Oldenburg 1961. »Ich bin für die Kunst von Eishörnchen, die auf Beton gefallen sind.« Mit »Claes Oldenburg: The Sixties« zeigt das Museum Ludwig dessen rebellisches Frühwerk, das den Grundstock seines bis heute provozierenden Schaffens bildet. Sein »Eishörnchen« landete erst 2001 auf der Gebäudeecke einer Einkaufspassage am Neumarkt.

Am Beginn seiner Laufbahn richtete der 1929 in Stockholm geborene Sohn eines Diplomaten und einer Opernsängerin, der seit Mitte der 50er Jahre in New York lebte, seinen Blick auf die Straße: auf Müll, Graffitis und Pappkartons, in denen Obdachlose schliefen. Sein Environment »The Street« (1960) aus Pappe und anderen Überresten wirkt wie eine urbane Geisterbahn.

Sein zweiter Blick galt den Schaufenstern mit begehrenswerten Waren, die er aus Gips nachbildete, mit Lackfarben bemalte und im Atelier als »The Store« (1961) ausstellte. Wenig später, in Los Angeles, entdeckte er die Wohnung und ihre Ausstattung als Motive für Skulpturen aus weichen Materialien. Dabei galt Oldenburgs Aufmerksamkeit nicht den Dingen, sondern seiner Wahr-nehmung der Dinge – ihren haptischen Eigenschaften, ihrer überdimensionalen Präsenz und ihrem gespenstischen Eigenleben.

Seine Vorbehalte gegenüber dem Museum schwanden; längst ist das Museum eine seiner Obsessionen. Seit 1972 sammelt er Gegenstände für sein begehbares »Mouse Museum«, dessen Grundriss auf der Silhouette des Kopfs von Mickey Mouse beruht. 

Die Vergänglichkeit, von der viele Arbeiten Oldenburgs sprechen, holte auch die Aufbruchsstimmung jener Zeit ein: »Die 60er, das ganze Freiheitsding«, kommentierte er jüngst, »war vorbei, bevor man sich umgesehen hatte.« So bieten Oldenburgs Sixties, angesichts der aktuellen Protest- und Occupy-Bewegungen, ästhetisch anspruchsvolles Material, um auch den Blick für das heutige Spannungsverhältnis von Kunst, Politik und Gesellschaft zu schärfen.