Von Much nach Baltimore

Xul Zolar urbaner Sound hallt über die Domstadt hinaus

Neulich im Gebäude 9. Im Vorprogramm von Future Islands spielt eine junge Band, die mächtig Eindruck macht. Der wuschelköpfige Sänger singt im nervösen Talking-Heads-Style, der Gitarrist klampft melodiöse Vampire-Weekend-Gitarrenlicks und der Schlagzeuger unterfüttert den Sound mit virtuos  treibenden Grooves.

 

Da haben sich Future Islands aber einen coolen Support aus Baltimore mitgebracht! Ach, die kommen gar nicht aus Baltimore? Auch nicht aus den USA? Das sind Kölner? Xul Zolar? Dieser Name wurde einem in der Szene seit der letzten Cologne Music Week doch schon öfter zugeraunt. Klingt ganz schön vielversprechend, dabei gibt es die Band erst seit einem guten Jahr. 

 

»Letztes Jahr im April hatten wir gerade mal zwei, drei Songs fertig«, erzählt Gitarrist Marin Geso, »mit denen haben wir uns für eine Support-Show im Club Genau beworben und wurden prompt genommen. Wir mussten in kürzester Zeit verdammt viele neue Stücke schreiben.« Klassische Songwriter sind Xul Zolar aber keinesfalls, wie Sänger und Keyboarder Ronald Röttel klarstellt: »Keiner kommt mit einem Song in den Proberaum. Viele Stücke basieren auf einem Loop aus dem Synthie oder auf einem Gitarrenriff, da lalle ich dann erst mal drüber, und das muss dann zu einem Text werden.«

 

Zu einem englischen Text, versteht sich, denn verstanden werden wollen Xul Zolar eigentlich gar nicht. »Das wichtigste ist, dass es nicht peinlich klingt, sondern immer kryptisch und mystisch«, meint Ronald. Auch Schlagzeuger Tim Gorinski findet es besser, »wenn die Stimme eher wie ein Instrument eingesetzt wird.« Um diese Ziel zu erreichen, setzt die Band auch auf massiven Hall-Einsatz.

 

Ähnlich wie die in der StadtRevue bereits vorgestellten befreundeten Bands PTTRNS und Periscope setzten Xul Zolar auf einen internationalen Sound, der auf keinen Fall mit Deutschland identifiziert werden soll. Animal Collective und Battles nennen sie als Bezug, aber auch alte Helden wie Joy Division und The Smiths. Wobei Marin doch eine gewisse Kölner Schule unter den hiesigen Gitarrenbands auszumachen glaubt: »Köln als Metropole der elektronischen Musik hinterlässt auch bei klassischen Bands ihre Spuren. Viele spielen einen Sound, der im Clubkontext funktioniert.«

 

Dass Xul Zolar auch überregional auf Interesse stoßen könnten, haben auch schon die Leute von der c/o-pop mitbekommen, die sich für das Trio um das Booking kümmern. Gut möglich also, dass die drei Anfangzwanziger, die ursprünglich aus dem kleinen Dorf Much im Bergischen Land stammen, demnächst nicht nur in Deutschland, sondern auch in Baltimore spielen werden.