Das Leben in sLOMO

Knallbunte Zufallsfotos trotzen dem digitalen Zeitalter

»Don’t think, just shoot« lautet das Motto der Lomographen – den Anhängern von Randunschärfe, Mehrfachbelichtung und Cross-Entwicklung. Seit 2011 gibt es auf der Ehrenstraße 57 einen Store für diese Art der Schnappschussfotografie, die Technik gibt es aber schon wesentlich länger. 

 

Die erste bekannte LOMO-Kamera wurde 1983 in der Sowjetunion für jedermann entwickelt, war dort allerdings wegen ihrer Unzuverlässigkeit in der Bildqualität nicht beliebt.

 

Das änderte sich zehn Jahre später, als österreichische Studenten auf einem Prager Flohmarkt eine alte LOMO erstanden und begeistert ob ihrer charmanten Mängel begannen, sie als künstlerisches Medium zu erforschen. Sie gründeten die »Lomographische Gesellschaft« mit heute weltweit über einer Million Anhängern.

 

Darunter auch Kölner: Tim Wolfgarten und George Demir erkunden auf ihrem Blog die Möglichkeiten analoger Fototechniken, geben Tipps und präsentieren die Ergebnisse teils skurril-ästhetischer Experimente. »Ich finde es schön, dass man nicht wie bei einer Digitalkamera einfach draufdrückt und das Bild ist sofort perfekt. Es sind ganz viele Faktoren für die Qualität des Fotos relevant: Belichtungszeit, Blende und die Entwicklung des Films«, erklärt Wolfgarten begeistert.

 

Am meisten nutzt er die Möglichkeit der Cross-Entwicklung. »Ich benutze hauptsächlich Schwarz-Weiß- und Diafilme. Die Filme werden dann in einem speziellen Verfahren so entwickelt, dass Negative statt Positive entstehen. Durch die Filmschicht der Diastreifen bekommen die Fotos eine ganz andere Farbigkeit, von Grün-Blau bis hin zu Rottönen.«

 

Was für fotografische Laien zunächst kompliziert klingt, entpuppt sich bei der Betrachtung eines LOMO-Modells als Kinderspiel: Keine unnötigen Knöpfe, alle Funktionen sind mit hübschen Piktogrammen versehen; die Bedienung ist intuitiv. Die Filme – handelsübliche 35mm oder Diafilme – kann man im Store oder im Drogeriemarkt entwickeln lassen.

 

Regelmäßig finden im LOMO-Store Themen-Workshops, so genannte LOMO-Walks statt, bei denen eine Leihkamera und Filmmaterial inbegriffen ist. Bis man die Fotos dann allerdings in den Händen hält, wartet man mindestens eine Woche – sLOMO eben.

 

Für Tim Wolfgarten liegt darin ein besondere Reiz: »Man hängt vielmehr an diesen Bildern als an ihren digitalen Pendants. Der künstlerische Prozess des Schaffens ist bei der Digitalfotografie fast vollständig verloren gegangen.«