Kein Bock auf Bier für 4,50: Clubbetreiber Roland Schmitz | Foto: Manfred Wegener

»Ausgehen wird Luxus«

Roland Schmitz, ehemaliger Betreiber der Papierfabrik,

sieht Clubs durch neue GEMA-Tarife gefährdet

StadtRevue: Herr Schmitz, was stört Sie an den geplanten Tarifen der GEMA?

 

Roland Schmitz: Das größte Problem ist, dass der Pauschaltarif für Clubs und Diskotheken ab 2013 wegfallen soll. Jede Veranstaltung muss dann einzeln angemeldet werden. Es wird nicht unbürokratisch, sondern komplizierter. Grundlage für die Abgaben sind die Quadratmeterzahl einer Lokalität, die Eintrittspreise und die Brutto-Einnahmen. Kein Betreiber kann mal eben die geforderten zehn Prozent seiner Brutto-Einnahmen abgeben. Außerdem wird bei Veranstaltungen, die länger als fünf Stunden dauern, ein Aufschlag von fünfzig Prozent fällig. Das ist nicht nachvollziehbar.

 

 
Welche Folgen hätte das für die Clubs? 

 

Sollten diese neuen Tarife genehmigt werden, wird es ein massives Club-Sterben geben. Die Veranstalter müssten die hohen Gebühren an die Kunden weitergeben. Ein Bier kostet dann vielleicht 4,50 Euro. Ausgehen wird absoluter Luxus. 

 

Die GEMA hat angekündigt, für die kleineren Clubs solle es günstiger werden.
Wen wird es am schlimmsten treffen?

 

Große Clubs und Diskotheken müssen proportional mehr zahlen, aber es sieht für alle schlecht aus. Für kleine Clubs wird es auch nicht günstiger, denn die GEMA geht von Läden aus, in denen kein Eintritt verlangt wird. Aber wenn ein bekannter DJ auftritt, müssen die Betreiber Eintritt nehmen, die Gastronomie reicht oft nur, um die Betriebskosten zu decken. Es gibt Abende, an denen Minus gemacht wird. Die GEMA hat keine Ahnung, wie solche Läden kalkulieren. Erst werden die kleinen innovativen Clubs den Bach runter gehen und danach die größeren. Außerdem läuft in subkulturellen Clubs oft Musik, deren Urheber nicht von der GEMA vertreten werden. Die müssen dann aber trotzdem zahlen! Sie finanzieren so die Dieter Bohlens und Stefan Raabs, die aufgrund des GEMA-Systems eh einen Großteil der Einnahmen kassieren.

 

Welche Alternativen gäbe es?

 

Seit Mai gibt es die LiveKomm, eine bundesweite Interessenvertretung von Musikspielstätten. Die fordert von der GEMA die Überarbeitung der Tarife und einen realistischen Vorschlag, über den vor einem Schiedsgericht verhandelt werden kann. Wir hoffen zudem, dass das Marken- und Patentamt die neuen Tarife nicht genehmigt. Es gibt außerdem auch bei der GEMA kritische Stimmen. Sie hat ja eigentlich die Aufgabe, Kultur zu fördern. Künstler verdienen aber wegen schwindender Platten- und CD-Verkäufe immer weniger. Sie sind also darauf angewiesen, aufzutreten. Dabei wäre es einfach, mit digitalen Mitteln eine gerechte Lösung zu finden. 

 

Wie das?

 

Indem übermittelt wird, welche Urheber tatsächlich gespielt werden. Die müssen dann ihren Anteil erhalten, egal ob sie von der GEMA oder anderen vertreten werden.