Zelten gegen Rassismus: das letzte Kölner No-Border-Camp 2003 | Foto: Arndt Gerken

Grenzen im Inneren

Im Juli findet in Köln das antirassistische No-Border-Camp statt

»Ein Großteil der Sammelabschiebungen aus Deutschland startet von Düsseldorf aus. Oftmals werden die Leute aus dem ganzen Bundesgebiet mit Bussen nach Düsseldorf gebracht und dann dort gechartert«, erklärt Maria Sopalla. Die 28-Jährige gehört zur Koordinationsgruppe, die das antirassistische No-Border-Camp 2012 in Köln organisiert.

 


Der Flughafen Düsseldorf ist ein Aktionsschwerpunkt des ersten Camps in Deutschland seit 2003. Seit den 90er Jahren finden diese Zeltlager in verschiedenen europäischen Ländern statt, als Widerstand gegen das europäische Grenzregime und die Flüchtlingspolitik. »Wir wollen zeigen, dass die Probleme nicht nur an den Außengrenzen der »Festung Europa« zu finden sind. Rassismus findet auch innerhalb der Grenzen statt«, so Sopalla.

 

Auch in Köln, wo neben der Zentralen Ausländerbehörde, zuständig bei der Beschaffung von »Reisepapieren«, auch das Ausländerzentralregister AZR be­­heimatet ist, mit einer der um­­fangreichsten Datensammlungen bundesweit von Menschen ohne deutschen Pass.

 


Ein besonderer Fokus liegt bei den Aktionen in Köln auf Antiziganismus. Ein nicht unerheblicher Teil der im vergangenen Jahr abgeschobenen Menschen waren Roma, auf der Grundlage so genannter Rückübernahmeabkommen nach Serbien, Mazedonien und den Kosovo. Zudem sehen sich Roma wie kaum eine zweite Gruppe mit Alltagsrassismus konfrontiert. »Wir wollen die Kämpfe, die der Rom e.V. und andere seit Jahren kämpfen, in der Öffentlichkeit breiter sichtbar machen«, betont Sopalla.

 

Aktion neben Selbstreflektion

 


Das Interesse der Veranstalter ist zweigeteilt: Zum einen möchten sie die Probleme in die Öffentlichkeit bringen — über Aktionstage (so am 21. Juli am Flughafen Düsseldorf), Workshops, Konzerte und Ausstellungen. »Wir wollen nicht nur eine theoretische Auseinandersetzung, sondern auch andere Leute erreichen«, erläutert Sopalla.

 

Aber auch über die eigene Rolle in rassistischen Machtverhältnissen möchten die Veranstalter reflektieren. »Wo reproduzieren wir diese Strukturen, wo sind wir davon geprägt? Es ist wichtig, den Blick auf sich selbst zu lenken, gerade wenn man selbst antirassistische Politik macht.« Die Herausforderungen offenbaren sich schon früh: »Das Camp ist eine weiß geprägte Veranstaltung, schon in der Vorbereitung. Auch das Camp ist ein Abbild der Realität.«

 


Der Veranstaltungsort steht noch nicht fest. Die Vorbereitungstreffen fanden Anfang Juni noch im Autonomen Zentrum in Kalk statt. Aber die Gespräche mit Stadt und Ordnungsamt verliefen gut, sagt Sopalla. Die Anforderungen sind klar: »Wir wollen im Stadtbild präsent sein, und wir wollen eine öffentliche Verkehrsanbindung.«

 

Ideal wäre ein Platz am Rhein, beispielsweise auf den Poller Wiesen, wo bereits das letzte Camp 2003 stattfand, oder am Niehler Rheinufer. »Wir brauchen in jedem Fall einen geschützten Raum, denn natürlich sind auch Leute ohne gesicherte Aufenthaltserlaubnis dabei«, so Sopalla.

 

No-Border-Camp
13. bis 22. Juli, Ort noch unbekannt
Infos auf noborder.antira.info