Der Rest vom Rest

Die Mittel für Tanzgastspiele in Oper und Schauspiel werden gekürzt

Alle Welt sorgt sich um die Bühnen, genauer: um das Geld für die Oper (siehe S. 14, 67). Dabei wird soeben dem Rest der Tanzsparte an den Städtischen Bühnen der Garaus gemacht. Vorerst wird »nur« ein Drittel des Etats für die Tanzaufführungen gestrichen, aber wenn das so easy ohne peinigenden Aufschrei geht, dann ist der Rest vom Rest auch bald weg.

 

Der Etat der Bühnen beträgt etwa 52 Millionen Euro ab der kommenden Spielzeit, 32 davon entfallen auf die Oper. Der Tanz, der ja leider nur noch aus Gastspielen besteht, verfügte bisher über eine Million Euro, Kostensteigerungen fährt er nicht ein. Dennoch entschied die Stadt im April, dreißig Prozent davon, also 300.000 Euro, zu streichen, während Schauspiel und Oper anteilsmäßig sehr viel weniger einsparen müssen.

 

Die stattlichen Einnahmen der neun jeweils zweitägigen Tanzgast­spie­le in Oper und Schauspielhaus mit sechzig bis hundert Prozent Aus­las­tung, landen im Topf der Bühnen, was aber zu keinerlei Solidarität der Kollegen führt. Haben Frau Beier oder Herr Lau­fenberg öffentlich je ein Wort da­zu ver­loren?

 

Die Gastspiele programmiert die Referentin Hannah Koller. Der Sparbeschluss empört sie. »Ich habe dann vorgeschlagen, das Gastspiel aus Peking zu streichen, das ich gar nicht ausgesucht hatte«, das will aber Oberbürgermeister Jürgen Roters im »Chinajahr 2012« unbedingt haben. Andere vertraglich längst eingestielte Gastspiele kann und will sie nicht absagen, internationale Tourneen basieren schließlich auf logis­ti­scher Vernetzung.

 

Hannah Koller schrumpft nun die Puffer in ihrer Planung ein, Kosten für Hotel, Reisen und Technikmieten werden sehr eng kalkuliert. »Kein Spielraum mehr« heiße für die Zukunft aber auch, weniger Gastspiele insgesamt und Streichung  der Produktion einer Kölner freien Gruppe in der Halle Kalk.

 

»Renommee und hochwerti­ge Qualität« solle der Tanz haben, so die Vereinbarung. »Ich hole keinen billigen Nussknacker!«, sagt Hannah Koller. Heraus­fordernd und abseits des Main­streams bewegt sich die Reihe allerdings eher selten;  immerhin ist demnächst »Parades & Changes, Replay in Expansion« von Anna Halprin darunter, die einst die Initiative »Tanzperformance« Köln zu Festivals einlud.

 

Streng wirtschaften ist ja gut, auch die Online-Petition des Landesbüros Tanz ist gut, auch wenn sie nichts bringt. In Düsseldorf und Duisburg, wo die »Opernehe« gefährdet ist, reden die Tänzer vor jeder Vorstellung dem Publikum auf persönliche Weise zu, sich zu engagieren. Wer tut das hier?