»Prometheus«

von Ridley Scott

Das metaphysische Getöse, das »Prometheus« wie eine Schicht aufdringlicher Schminke umgibt, sollte man möglichst schnell vergessen: Über den Ursprung des Universums und der Menschheit, über die Voraussetzungen moralischer Urteile oder über das Potenzial und die Grenzen künstlicher Intelligenz hat der Science-Fiction-Film, der im selben Universum wie »Alien« angesiedelt ist, wenig von Interesse mitzuteilen.

 

»Prometheus« ist in erster Linie ein durchkalkulierter, zielgruppenoptimierter Blockbuster, der eigentlich nichts dem Zufall überlässt, sich aber nie so recht entscheiden kann, ob er Beginn einer neuen oder Neustart einer bestehenden Filmserie sein möchte.

 

Gleichzeitig aber verkörpert »Prometheus« den State of the Art des hochtechnisierten Gegenwartskinos so perfekt wie kaum ein anderer Film der letzten Jah­re. Wer wissen möchte, wie Hollywood im Jahr 2012 tickt, der kommt an Ridley Scotts neuem Streich nicht vorbei.

 

Ein Forschungsteam steuert mit seinem Raumschiff einen auf den ersten Blick unbelebten Planeten an und landet neben einer riesenhaften, geheimnisvollen Struk­tur, die sich bald als Wrack eines anderen, älteren Raumschiffs entpuppt. Von da an nimmt »Prometheus« schnell Tempo auf. Der Film ist um eindrucksvolle, für einen Blockbuster ziemlich blutige Spannungsszenen herum konstruiert, in deren Mittelpunkt die von Noomi Rapace mit einiger Intensität verkörperte Wissenschaftlerin Elizabeth Shaw steht.

 

Vor allem aber in visueller Hinsicht ist »Prometheus« atemberaubend, wirkt wie die Kulmination, wie ein vorläufiger End- und Höhepunkt des Special-Effects-Kinos der letzten zehn Jahre; eines Kinos, das immer weniger Abdruck einer physikalischen Wirklichkeit ist und statt dessen ständig neue Modi der Simulation ausprobiert, immer raffiniertere künstliche Welten erschafft.

 

Die hochauflösende, flüssig und – endlich einmal tatsächlich – plas­tisch dreidimensional animierte Welt des Films scheint sich in ständiger Transformation zu befinden. Die Oberflächen sind glatt, aber deswegen nicht harmlos. Man kann ihnen nicht trauen: Denn irgendwo in den Tiefen lauert das Böse.