Bleib so, wie du bist

Slacker-Komödie: Jeff, der noch zu Hause lebt von Jay und Marc Duplass

Ist das Leben eine Abfolge vorherbestimmter Ereignisse, deren übergeordneter Sinn verborgen bleibt, die aber, geben sie erst einmal ihre Beziehungen zueinander preis, plötzlich das Schicksal offenbaren? Kann ein scheinbares Chaos sich binnen eines Lidschlags als wohlgeordnet erweisen, als von vornherein sinnhaft und zielgerichtet? In »Signs« hat der einst als Wunderkind gefeierte Regisseur M. Night Shyamalan (»The Sixth Sense«) diese Fragen unbedingt bejaht: Alles hängt mit allem zusammen.

 

Jeff (Jason Segel) liebt diesen Film, über den er stundenlang philosophieren kann. So weit reicht die Liebe, dass er beim Warten auf den eigenen großen Moment, in dem sich fügt, was lose war, sein eigenes Leben verbummelt: Zwar herzensgut, aber voll verschlufft, lebt Kapuzenpulli-Jeff in Mutters Keller, beginnt den Tag morgens mit der Bong und überprüft beim Kiffen Werbespots auf mögliche Schicksalsoffenbarungen.

 

Seiner Mutter (Susan Sarandon) ist das ein Dorn im Auge. Jeffs ungleich erfolgreicherer Bruder Pat (Ed Helms) soll ihm daher einheizen. Dass ihr Leben gerade in der Midlife-Crisis zu versinken droht, sehen beide freilich nicht. Als ein Anrufer, der sich verwählt hat, Jeff nach einem Kevin fragt, hört er schließlich das Schicksal rufen: Er muss diesen Kevin finden. Das hat ungeahnte – vorherbestimmte? – Folgen.

 

Das jüngere US-Indiekino wird von Heerscharen von entfremdeten Individuen und krisengeschüttelten Familien bevölkert. Der subversive Reiz dieser Figur­en geht allerdings oft verloren, weil in den Geschichten offensichtliche Wahrheiten – Nicht zu viel arbeiten! – als große Erkenntnisse vor verplüscht-skurriler Kulisse verkauft werden. Womöglich macht solche Wohlfühlwärme überhaupt erst die kalten Gemeinheiten des Neoliberalismus möglich.

 

Schön nun, dass dieser, als urbanes Roadmovie getarnte Slacker-Film mal grundsätzlicher wird: Wenn hier ein Großraumbüro unter Wasser gesetzt wird, wird sich dafür nicht entschuldigt. Und nach vielen wilden, rührenden, traurigen, schönen, witzigen Momenten muss der Slacker auch nicht pflichtbewusst in Slo­terdijks sauren »Du musst Dein Leben ändern«-Apfel beißen. Der immer eine Spur zu weit getriebene Kitsch mancher Bilder – die hier nicht skurril sind, sondern intim – vermittelt eine echte Sehnsucht danach, dass Menschen wie Menschen leben können sollten.