Electric Wizard

Was Wuchtwerte, Heavyness, Tiefe und Dröhnfaktor angeht, dürfe das britische Quartett Electric Wizard nahezu unübertroffen dastehen. Als würden zwei alte Singles von Black Sabbath auf einmal, aber mit einer gewissen Zeitverzögerung abgespielt, dazu die Anlage bis zur Verzerrung aufgedreht, und dann stelle man sich noch den Nachbarn vor, der vor Wut verzweifelt durch die Wand brüllt, der Krach solle doch bitte bitte bitte aufhören. So ungefähr entfaltet sich die genetische Struktur des Electric-Wizard-Sounds. Es ist sehr komisch.

 

Hat nix mit Kunst zu tun

 

Doom-, Sludge-, Stoner-Bands schätzen wir, wenn es sich um verkappte Konzept-Künstler handelt. Wären die Kompositionen der Melvins Kunst, sie hinge im Museum Ludwig. Das gilt ebenso für die Alben von Earth oder Sleep, auch wenn die damals, also vor zwanzig Jahren, noch einigermaßen hirnlose Kiffer waren, da ist die Musik schon klüger gewesen. Sleep? Aber wir reden doch hier von Electric Wizard.

 

Die Band um den Gitarristen und Sänger Jus Osborne (einzig verbliebenes Gründungsmitglied) hat nix mit Kunst zu tun. Das ist sehr roh, unverfeinert, in der Bildsprache schmerzhaft peinlich: »Dopethrone« (2000) ist eines der besten Rockalben aller Zeiten, tiefer als ein schwarzes Loch, geheimnisvoller als eine Pressekonferenz von Uwe Eric Laufenberg, einfach nur die pure negative Masse. Anti-Energie. Ja. Aber das Cover: ein verwaschen dargestellter kiffender Walddämon (?). Zum Heulen albern.

 

Ihre Alben heißen »Witchcult Today« und zuletzt »Black Masses«, und es geht um Hexen und schwarze Messen. Hätten wir jetzt nicht gedacht. Immerhin bezahlt ihnen das Label mittlerweile einen Grafiker. Auf den Alben heulen Wölfe, dubiose Stimmen murmeln Satanisches, in den Intros erklingt schweren Glockengedröhn.

 

Was soll der Schabernack?

 

Denn was dann hereinbricht, ist heilig – infernalisch. Eine Zeitlupen-Lawine, Steinkohlenstaub, alles zermalmend. Ein von William Forsythe choreographierter Auffahrunfall zweier Panzer. Der Blues zischenden Magmas. Jetzt kommen sie nach Köln, ins Gebäude 9, auf das ehemalige Gelände von Klöckner Humboldt Deutz. Golden fließt der Stahl.