»Wo sie war, war auch ein Platz«

Schauspieler Gerd ­Buurmann will die ­feministische Theater­leiterin Ingund Mewes in der Stadt verewigen

 

Herr Buurmann, Sie wollen die Kreuzung, wo sich Zülpicher Straße und Dasselstraße treffen, Ingund-Mewes-Platz nennen. Warum? Wenn man sich da verabredet, ist das immer so ein Eiertanz: »Da Bahnhof Süd, an der Filmdose.« Tatsache ist: Es gibt einen Ort, an dem man sich regelmäßig trifft und dieser Platz hat keinen Namen. Da hab ich überlegt, wie man den Platz nennen könnte. Ingund Mewes hat mit dem Piccolo-Theater an der Zülpicher Straße in den 80er Jahren das erste feministische Theater Deutschlands geleitet. Sie hat die letzten zwei Jahrzehnte ihres Lebens selbst an diesem Platz abgehangen, mit den Leuten gequatscht, Kaffee getrunken. Wenn’s eine Person gibt, die aus eigener Begeisterung heraus was für die Stadt Köln getan hat, dann Ingund Mewes.

 


Laut Platzkonzept ist ein Platz eine freie Fläche, die dem öffentlichen Leben dient. Aber das ist hier ja gar nicht gegeben. Der Platz ist natürlich kein typischer Platz im strengen Sinne. Aber dann frage ich: Was macht den Zülpicher Platz zum Zülpicher Platz? Wenn die KVB-Haltestelle ein Platz ist, dann ist auch eine Verkehrsinsel, wo Leute an der Ampel stehen, ein Platz. Die Sache ist ja auch, dass dies der Ort ist, wo das Theater stand.

 


Was wissen Sie denn über Ingund Mewes? Wir waren sehr gut befreundet. Sie hat Menschen angezogen, auch mich. Man hätte sie überall hinstellen können. Wo Ingund Mewes war, da war auch ein Platz. Sie war ein Mensch mit Haltung. Und Ingund war auch eine, die es schaffte aus allem das Schöne herauszuholen. Ein Schild, wo Ingund Mewes draufsteht, wäre zumindest eine Verbesserung.

 

So schön ist der Ort ja nicht, würde Frau Mewes so ein Platz überhaupt ehren? Was würde sie dazu sagen? »Gerd, halt dich fest, ich hab ’nen eigenen Platz! Ist zwar keiner, aber schön.« Ich glaube, sie fänd’s lustig. Irgendwie hat der Platz was. Das ist ja auch das Absurde. Es ist laut, die Eisenbahn schießt vorbei, fünf Straßen treffen aufeinander und die Leute sitzen da und trinken gemütlich Kaffee.

 


Was glauben Sie, wie wahrscheinlich ist es, dass hier ein Ingund-Mewes-Platz entsteht? Also die Chance, dass es irgendwo einen Ingund-Mewes-Platz gibt, ist deutlich höher, als dass der Ort tatsächlich hier entsteht. Mittlerweile geht es mir darum, dass Ingund Mewes einen Platz kriegt. Die Frage ist: Wollen wir Ingund Mewes ins kollektive Bewusstsein Kölns holen? Ich glaube, sie hat’s verdient.