Findet, vieles könnte schneller gehen — Kay von Keitz | Foto: Manfred Wegener

»Die Leidenschaft, Dinge zu entwickeln«

Im September beginnt die Architektur-Biennale »plan12«. Mitinitiator Kay von Keitz über Stadtplanung, Urbane Gärten und Fußgänger auf der Straße

Herr von Keitz, plan12 steht unter dem Motto »Szenario Lebenswerte Stadt«. Worum geht es? Um all das, was landauf, landab gerade diskutiert wird: Klimaschutz, Energiewende, Mobilität und wie wir auf die Alters- und Sozialstruktur in den Städten reagieren müssen. Wir untersuchen, welche Antworten Architektur, Städtebau und Stadtplanung geben können.


Es gibt zahlreiche Veranstaltungen in ganz Köln. Warum liegt der meetingpoint in Ehrenfeld? Das ist ein typischer Stadtteil im Umbruch und deshalb interessant. Zum Beispiel der Grüne Weg: von Max Bahr und Aldi über den Obsthain bis hin zu den Kreativbüros — eine wilde urbane Mischung. Interessant, dass die Wohnungsbaugesellschaft GAG, die sonst als schwerfällig gilt, erkannt hat, dass es neue Anforderungen gibt und genau am Grünen Weg ein Wohn-Gewerbe-Mischbau-Projekt ansiedelt. Auch die Mi­­schung der Menschen in Ehrenfeld ist spannend, zumal sich viele für Stadtplanung und Städtebau inte­r­essieren. Leidenschaft, Dinge zu entwickeln, gib es aber auch schon woanders, etwa beim Urbanen Garten »NeuLand« in der Südstadt.


Köln habe architektonisch nicht viel zu bieten, heißt es immer. Stimmt das? Man muss unterscheiden zwischen Städtebau und der einzelnen Architektur. Einzel­­ar­chi­tekturen können Kraft und Ausstrahlung entfalten, so etwa Kolumba. Aber solche »Leuchttürme« ersetzen nicht guten Städtebau und gute Stadtplanung. Man ist hier so stolz auf den Rheinau­hafen. Doch neben gestalterischen Ausfällen, wie dem Wohn-Kranhaus, sieht man dort auch, wie unglaublich langsam Prozesse laufen. Zwanzig Jahre hat das gedauert. Es gibt viele Stellen, wo jahrzehntelang debattiert wird, aber kaum etwas passiert.

Besonders verhärtet sind in Köln die Fronten beim Thema Verkehr. Es ist Wahnsinn, dass das Fahrrad in die Ecke gedrängt wird, obwohl es für die Stadt das ideale Verkehrsmittel ist. Die Trennung von Berechtigungen — Autostraße, Fahrradstreifen, Gehweg — wird man nicht aufrechterhalten können. Die Menschen leisten quasi schon Widerstand: Man geht als Fußgänger auf der Straße, Fahrradfahrer fahren gegen die Einbahnstraße.


Sind zu viele Planungen auf das Auto zugeschnitten? Wir müssen grundsätzlich darüber reden, was Lebensqualität in der Stadt ist. Für viele gehört nicht dazu, das eigene Auto vor der Tür stehen zu haben. Wir brauchen andere Straßenräume, andere städtische Räume. Es wird zu flexibleren und intelligenteren Verkehrsmodellen kommen. Das hat mit Energie und Klima zu tun, aber auch mit Lebensqualität: Man hat den Leuten vom Gemeinschaftsgarten »NeuLand« ja nicht gesagt: Ihr müsst euch jetzt mal grün verhalten. Sondern die Menschen haben Sehnsucht danach.