Krieg der Welten

Das Filmhaus hat Insolvenz angemeldet – dahinter verbirgt

sich ein heftiger Streit zwischen Verein und Vorstand

Der Verhältnis ist zerrüttet. Mit dem Rücktritt des Vorstands des Filmhaus e.V. Ende Juni und der daraufhin angemeldeten Insolvenz ist ein Streit an die Öffentlichkeit gelangt, der schon seit längerer Zeit bedrohlich brodelt. Offizieller Grund des Rücktritts ist, dass sich der Vorstand verunglimpft fühlt von Mitgliedern des Vereins, die über Facebook und E-Mails teilweise anonym in oftmals nicht gerade zimperlicher Art ihrem Unmut Luft gemacht haben. Hintergrund war der Versuch des Vorstands, eine Strukturänderung des Hauses in die Wege zu leiten, die verschiedene Abteilungen in gemeinnützige Gesellschaften überführen sollte – was nicht nur die profitable Aus- und Weiterbildung vom defizitären Kinobetrieb getrennt, sondern auch den Einfluss des Vereins gemindert hätte.

 

Mitglieder des Vereins werfen dem Vorstand jetzt vor, durch die Insolvenzanmeldung gewissermaßen einen Putsch von oben zu versuchen. Denn sollte es zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens kommen, wäre der Verein mit rund 275 Mitgliedern tatsächlich aufgelöst. Der geschäftsführende Vorstand Peter Klas weist die Vorwürfe zurück, es gäbe keinen »eiskalt kalkulierten Plan«. Die Lage sei wirtschaftlich immer eng gewesen, als haftender Vorstand habe er jetzt angesichts der offenen Feindschaft von Teilen des Vereins die Reißleine gezogen.

 

Der Konflikt ist altbekannt: auf der einen Seite die »Kreativen«, die Filmemacher, die den Verein nutzen möchten, um ihre Projekte umzusetzen, auf der anderen Seite die »Betriebswirtschaftler«, die versuchen finanziell erfolgreich ein Unternehmen zu führen. »Der Vorstand hat ein geringes Interesse am Verein und ein großes am Geschäft«, meint etwa Vereinsmitglied Christian Rall. »Die versuchen, sich ihr eigenes Unternehmen aufzubauen. Man hat das Gefühl, man ist als Mitglied läs­tig«, sagt der ehemalige Vorstand Markus Mischkowski.

 

Was zwischen diesen beiden Fronten zerrieben zu werden droht, ist das Kino, das momentan von den profitablen Bereichen des Hauses querfinanziert wird. Als Kinogänger hat man schon seit einigen Jahren den Eindruck, dass es seit einigen Jahren vernachlässigt wird. Der Programmgestaltung fehlt eine eigene Linie, Priorität hat offenkundig die Vermietung des Saals an Dritte, Pressearbeit findet kaum noch statt. Im Konzept des Vorstands wird der 99-Plätze-Saal allerdings in ehrgeizige Pläne eingebunden. Er soll in ein kommunales Kino umgewandelt werden, zusammen mit einem zweiten Saal, der im Keller des Filmhauses entstehen soll, eventuell im Zusammenschluss mit dem Filmforum im Museum Ludwig. Angesichts der Tatsache, dass momentan im Kulturetat der Stadt nicht einmal genug Geld zur sinnvollen Umsetzung des eigenen Filmkulturförderkonzepts vorgesehen ist, wirkt diese »große« Lösung allerdings wenig realitätsnah.