Kid Kopphausen

Da haben sich zwei Typen zusammengetan, deren musikalische Karrieren sich in äußerst unterschiedlichen Stadien befinden. Der eine, Gisbert zu Knyphausen, ist der zurzeit erfolgreichste deutsche Songwriter der Independent-­Szene. Ohne die Promotion einer Major-Plattenfirma hat er es 2010 mit seinem zweiten Album »­Hurra! Hurra! So nicht« bis auf Platz zwölf der Verkaufscharts geschafft; mit leichter Hand füllt er Konzertsäle von der Größe des Glorias. Ein charismatischer, ernsthafter junger Mann, dem (insbesondere die weiblichen) Her­zen scharenweise zufliegen.

 

Der andere, Nils Koppruch, hat den Ruhm eigentlich schon hinter sich. Mit seiner 1996 gegründeten Band Fink wurde er sieben Alben lang heiß und innig von den wertkonservativen Kritikern des Rolling Stone Magazins geliebt. Verantwortlich dafür ist seine Übertragungsleistung: Fink spielten zu 100 Prozent amerikanische Musik aus den Genres Folk, Americana und Blues, versahen ihren Sound aber mit deutschen Texten. Das war ungewöhnlich. Trotz zweier Soloalben verdingt sich Koppruch inzwischen jedoch deutlich erfolgreicher als Maler.

 

Während der gefühlsbetonte Knyphausen ein Wiedergänger deutscher Liedermacher der 70er Jahre ist, ist der spröde Koppruch schon immer der deutsche Dylan gewesen, samt der näselnden Intonation und des leiernden Flows. Und nun also: Kid Kopphausen, eine gemeinsame Band, in der sich die Beiden die Rolle des Frontmannes teilen. Höchstwahrscheinlich motiviert von Freundschaft und gegenseitigem Respekt. Aber auch, um der unvermeidlichen Einsamkeit des Songwriters zu entfliehen, der sonst höchs­tens Vorsteher, niemals aber Teil einer Band sein kann.

 

Und selbst wenn im Platteninfo behauptet wird, Koppruch und Knipphausen hätten die 13 Songs des nun veröffentlichten Longplayers »I« gemeinsam geschrieben, und dann ausgelost, wer welchen Part singen darf, so ist die Urheberschaft doch meis­tens herauszuhören.

 

Die beiden Songwriter teilen sich eine Band, unterstützen sich in den Arrangements, leihen einander die Stimme und haben – was am wichtigsten ist – eine Menge Spaß. Allerbeste Voraussetzungen für einen höchst unterhaltsamen Konzertabend.