Jedem Besucher sein Wunschbild

Die Artothek eröffnet wieder mit einem interaktiven Projekt von Andreas Kaiser

Kunst muss hängen! – dieser seinerzeit bereits vom Wahlkölner Martin Kippenberger propagierte Imperativ hat bis heute nichts von seiner Plausibilität eingebüßt. Und welcher Ort wäre dazu besser geeignet, als der sprichwörtliche Platz über dem heimeligen Sofa?

 

Für die Wiedereröffnung der Artothek nach mehr als einjähriger Schließung hat der Kölner Künstler Andreas Kaiser in eben diesem »Raum für junge Kunst« einen solchen Ort hergerichtet. Durch seine Installation gerät damit das Kerngeschäft dieser traditionsreichen, 1973 gegründeten, Institution in den Fokus: Die Kunst wird als Ausleihware präsentiert, als künstlerisches Zubehör für Daheim. Stapelweise sind die rund 1.400 Arbeiten der Artothek im Raum verteilt und lassen lediglich für besagtes Sofa nebst Teppich eine Parzelle frei, von der aus die rasch wechselnde Hängung von jeweils fünf gerahmten Werken beschaulich und prüfend betrachtet werden kann.

 

Mit dem 1967 geborenen Andreas Kaiser hat man durchaus den richtigen für die erste Ausstellung im trotz Denkmalschutzumgebauten Haus Saaleck gewonnen. Er kennt sich, auch als Vorsitzender des Kölner Kunstbeirats, sowohl mit der Institution als auch mit den Widrigkeiten der Kölner Kulturpolitik sehr gut aus und legte durch seine Interventionen im öffentlichen Raum immer wieder den Finger in offene Wunden. So hat er am selben Ort bereits 2001 eine »Standortbestimmung« vorgenommen, bei der sechzig gepackte Künstlerkoffer für die Übersiedlung nach Berlin bereit standen. Diesmal sollen nicht die Künstler aus der ehemaligen Kulturmetropole abwandern, sondern ihre Arbeiten sollen sich für eine neue Bleibe auf Zeit anbieten.

 

Bürgernähe, Transparenz und professionelle Vermittlungsarbeit werden aufgeboten: Sorge um die Erzeugnisse künstlerischer Kreativität, die nur zu oft von minder berufenen Verantwortlichen des Gemeinwesens zum Aburteilen freigegeben wurden. Der Umstand, dass das Gebäude im Vorfeld als Tafelsilber der Stadt in Erbpacht veräußert, oder muss man vielleicht besser sagen, verliehen wurde, entbehrt nicht der Ironie, beinhaltet es doch vornehmlich Bilder zum Verleih. Pünktlich zum Wiedereinzug präsentiert sich der Sammlungsbestand auch auf einer neuen Internetseite – inklusive der Arbeiten von Martin Kippenberger und Andreas Kaiser, die selbstverständlich ebenfalls ausgeliehen werden können.