Bewegung in Raum und Zeit

KHM-Professoren im Portrait: Heide Hagebölling lehrt Raumgestaltung mit Medien

Institutionen gleichen lebenden Organismen. Um zu überleben, müssen sie sich verändern und auf soziale und kulturelle Veränderungen reagieren. Gründungsidee der Kunsthochschule für Medien war es 1990, der Auseinandersetzung mit technologischen Entwicklungen einen Ort zu geben. So rasant wie die Medialisierung seitdem voran geschritten ist, muss die Hochschule nun Schritt halten. Blickt man in ihr Innerstes, erkennt man Strukturen, die im Kleinen das große Ganze ausmachen.

 

Heide Hagebölling war an der Gründung der KHM beteiligt und ist heute Prorektorin für Lehre und Studium. Genauso wenig statisch wie ihr Lebenslauf ist ihr Lehrbereich: »Mein Interesse an der medialen Szenografie entwickelte sich aus meiner Arbeit mit interaktiven Dramaturgien«, erklärt sie. Heute beschäftigt sie sich vorwiegend mit Raumkonstrukten: Der Lehrbereich »mediale Szenografie« arbeitet an einem erweiterten Verständnis von Raum, der sich auch auf das Virtuelle und Hybride ausgeweitet hat. »Wir betreten den virtuellen Raum, der es uns erlaubt, über Zeitgrenzen und geografische Trennungen hinweg produktiv wirksam zu werden«, sagt Hagebölling.

 

Aber was heißt das konkret? Zum Beispiel ein Brückenschlag zwischen den Kulturen, gemeinsame Aktionen an unterschiedlichen Orten, Klang, Bewegung und elektronische Chiffren: Am 14. und 15. September geht das interaktive Projekt »Guten Abend Beijing – Guten Tag Köln: Tanz Dialog« mit einer Live-Projektion auf Sendung. Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft Köln-Beijing vernetzen Tänzer, Choreografen, Künstler, Klangkünstler, Szenografen, Informatiker und das Publikum ihre Aktionen zwischen zwei Kontinenten. Schon Nam June Paik, der zu den geistigen Vätern der KHM gezählt werden kann, verkehrte George Orwells Dystopie eines fernsehkontrollierten Staates mit dem Projekt »Good Morning Mr. Orwell« in die positive Vision völkerverständigender Vernetzung.

 

Hagebölling führt diesen Gedanken multimedial fort. Sie beschreibt ihre Arbeit als konzeptuell ausgerichtet und sieht darin ihr kreatives Potential. Ob »Roll Over Beethoven«, eine Kooperation mit dem Bonner Beethovenfest, oder die künstlerische Ausgestaltung von Kölns »Multi-Media-Stations« in der U-Bahn – mittlerweile blickt Hagebölling auf viele erfolgreiche Projekte zurück, die sie mit ihren Studenten realisiert hat. Vor allem aber arbeitet sie stetig an der Veränderung des eigenen Lehrbereichs.