Apparat

Krieg und Frieden (Music for Theatre), (Mute/GoodToGo)

Das Problem, funktionale Musik, etwa wie hier eine Arbeit fürs Theater, außerhalb dieses, nun ja, Funktionsrahmens zu veröffentlichen, liegt auf der Hand. Wie klingt nicht-autonome Musik, wenn wir sie plötzlich autonom hören? Meistens halbfertig, und kaum entwickelt. »Krieg und Frieden«, für eine auf den Ruhrfestspielen 2012 zur Aufführung gelangte Tolstoi-Adaption geschrieben, klingt gut. Überhaupt nicht theatral, so gar nicht illustrativ oder skizzenhaft.



Klingt gut — wenn man sie mag. Soll heißen: Die Klangwelten des Sascha Ring, dem Meister der Apparate, sind schon speziell: Pathos, Fühlebär-Haltung, Innerlichkeit, so ein Sich-Hineinschmiegen in den Klang. Es knistert, rauscht, donnert in der Ferne, Stimmen wispern, die Texte hat Ring wohl im Liegen eingesungen. Eine ganz fragile Atmosphäre soll erzeugt werden, die aber unvermittelt übergriffig wird, stellt euch Rainer Brüderle wiedergeboren als Emo-Boy vor.

 

Das ist aber jetzt polemisch! Nur bedingt. Man kann die Haltung einnehmen, diese Emotionalisierungsstrategie, die ja wohl derzeit den Post-Techno dominiert und Apparat zu einem der gefragtesten Acts der Stunde gemacht hat, grundsätzlich abzulehnen. Öffnet man sich ihr, dann wird man an »Krieg und Frieden« seinen Gefallen finden. Die Dramaturgie der einzelnen Stücke ist aufwühlend, mächtig, dann wieder total verletzlich. Wer hat in der Tolstoi-Inszenierung doch gleich mitgespielt? Heike Makatsch. Passt doch.