Thea Djordjadze im Kunstverein

»November«

"Ich habe keine Kraft für London" war einst zu Akademiezeiten auf einem Pappschild zu lesen, welches Thea Djordjadze in einer Performance emporreckte. Für das Rheinland reicht es aber allemal, wie man jetzt an ihrer berührend schönen Ausstellung im Kölnischen Kunstverein nachvollziehen kann. Zum Ende des letzten Jahrzehnts hatte die 1971 geborene Trockel-Schülerin die Domstadt gen Berlin verlassen. Nun also das Gastspiel in dem Haus, in dem sie 2004?-2007 ein Atelier-Stipendium hatte.

 

Auf eine wahrhaft spektakuläre Weise wirkt der Raum mit hellen und dunklen Bereichen, mit unterschiedlichen Ebenen, Vertiefungen und Vorsprüngen, mit harten und mit weichen, porösen Gebieten ausgeglichen und in Balance. Einfache, eher arme Materialien und Utensilien kommen zum Einsatz. Gips, Pappmaché, farbiger Schaumstoff und bunt bemalte Glasobjekte verteilen sich in einem durch eine hölzerne Umfriedung begrenzten Areal. Schwarz gefasste Stahlplatten mit fragil abgeknickten Stützen hängen oder lagern im durch einen leuchtend blauen Vorhang unterteilten Raum. Es ist wie bei einer Aufführung, deren Kulisse aus skulpturalen und architektonischen Elementen selbst zum Protagonisten wird. Fast entscheidender als die Ähnlichkeit der Arbeiten mit häuslichem Mobiliar ist der Umstand, dass sie es eben gerade nicht sind. Zu sehr strahlt ihre befremdliche Andersheit aus.

 

Vor uns entfaltet sich die Vision einer schönen und reichhaltigen Welt, in der unterschiedlichste Objekte als Charaktere auf der Höhe gleicher Gültigkeit miteinander verkehren. Die Ausstellung befasst sich mit der Ähnlichkeit und Verschiedenartigkeit zwischen den Dingen, mit den Gesetzen des Raumes und sicher auch mit der Leidenschaft, der Einbildungskraft und dem Berührungsgeflecht der Körper.

 

Der Mensch als solcher aber kommt darin nicht vor. Die Dinge fungieren als Konzentrat einer sich selbst suchenden Idee. Sie brauchen den Menschen nicht, heißen ihn aber voller Zuversicht willkommen, sollte er sich einfinden. Er ist vordergründig nicht das Thema, aber dennoch gemeint - in der denkbar honorigsten Weise: als zur Freiheit begabtes Wesen.