Bernd Wilberg

Draußen vor der Tür

Nachtisch – die Gastro-Kolumne

 

Die Saison der Außengastronomie ist eröffnet. Seit März kön­nen Kölner Gastwirte beim Ordnungsamt wieder die entsprechende Lizenz erwerben. Doch zu bürokratisch sei das Prozedere, zu hoch seien die Kosten und zu streng die Auf­lagen, hört man. Es ist die notorische Klage Gewerbetrei­ben­der, die sich durch Verord­nun­gen in ihrem unternehme­ri­schen Handeln eingeengt fühlen. Doch ist das wirklich so unsinnig?

 

An den Kölner Ringen muss man acht geben, auf dem Fahr­­radweg nicht mit Kellnern oder Gästen zusammenzustoßen. Der Friesenplatz ist überwiegend als Außengastronomie kommerzialisiert. Auch am ­Rudolfplatz soll niemand auf den Gedanken verfallen, jenseits der gastronomischen ­Betriebe Platz zu nehmen.   

 

Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, wird finden, dass eben auch Gastronomen öffentlichen Raum in Beschlag nehmen und das Stadtbild prägen. Tabak- und Limonadenkonzerne haben die Markisen, Sonnenschirme und Fassadengestaltung erobert. Mag sein, dass Gastwirten der Knebelvertrag mit multinationalen Alcopop-Abfüllern erträglicher wird, wenn sie sich Teile der Ausstattung spendieren lassen. Schöner wird dadurch nichts, weder für Gäste noch für Passanten.

 

Es ist nicht einzu­sehen, warum Gastwirte Straßen und Plätze nach Gutdünken möblieren sollten. Zumal dies erfahrungsgemäß unter der Maßgabe geschieht, dass es möglichst billig ist. Zwar ist der unsägliche Monobloc-Stuhl verschwunden, doch nun trifft man allenthalben auf Pseudo-Chic in Rattan. Bald sieht es überall gleich aus, und das heißt eben: überall gleich geschmacklos.

 

Wir nehmen das ebenso hin, wie es uns oft reicht, einfach irgendwas zu essen, solange wir dabei draußen vor der Restauranttür sitzen können. Aber lieblose Mahlzeiten werden nicht erträglich, bloß weil wir sie an der vermeintlich frischen Luft mit Blick auf die nächste Straßenkreuzung verzehren.

 

Kulinarisch betrachtet ergibt es ohnehin keinen Sinn, draußen zu essen. Eben deshalb servieren die besseren Restaurants nicht im Freien. Ein Frühstück im Grünen, wie bei Édouard Manet oder Claude Monet, das mag angehen. Auf ihren Gemälden sieht man freilich weder Reklame-Sonnenschirme noch Funktionsmobiliar aus dem Baumarkt.