Chelsea Light Moving – Dito

"Chelsea Light Moving" klingt wie ein Sonic-Youth-Album, auf dem Dreiviertel von Sonic Youth fehlen. Es ist ja auch die neue Band von Thurston Moore, richtig: neue Band, kein "Side Project", kein Solo-Album, auch wenn er das Album als Sänger, Gitarrist und Songwriter dominiert. Sonic Youth haben sich offiziel nicht aufgelöst, aber nach der Trennung von Kim Gordon und Thurston Moore ist offensichtlich, dass es mit den Beatles des 80er- und 90er-Gitarrenundergrounds nicht mehr weitergehen wird.

 

"Chelsea Light Moving" klingt aber gar nicht mehr nach Sonic Youth, hat man das kurze Eröffnungsstück hinter sich gebracht und ist in die lange Strecke von acht epischen Stücken eintaucht: Es ist heavy, brachial, bisweilen im klassischen, also alles platt walzenden Stil des seligen SST-Hardcores. Dazu singt Moore seine Beat-Poesie mit tieferer, reiferer, irgendwie auch brüchigerer Stimme.

 

Sicher, die Verweigerung konventionellen Songwritings, die wellenartige Struktur der Songs - das ist alles als Sonic-Youth-Schule zu erkennen. Moore leugnet seine Vergangenheit nicht, arbeitet sich aber auch nicht übermäßig an ihr ab. Sie ist einfach da. Seine neuen Kollegen, die hier noch (?) eine subalterne Rolle spielen: Gitarrist Keith Wood, Bassistin Samara Lubelski und Schlagzeuger John Moloney, konnten ihren Chef offenbar flux davon überzeugen, sich zu einer neuen Identität zu bekennen: Es ist dies die Transformation des Sonic-Youth-Sounds in schweren, satten, unprätentiösen Rock. Großartiges Album.

 

(Matador/Beggars/Indigo)Bereits erschienen