Daniel Hug, 1968 geborener Schweizer, Enkel des ungari­schen Bauhauskünstlers László Moholy-Nagy. In drei Jahren hat er die Art Cologne wieder auf Erfolgskurs gebracht. Sein letzter Coup war die Kooperation mit der »NADA«, die auch dieses Jahr junge amerikanische Galerien nach Köln bringt; Foto: Manfred Wegener

Die Zukunft der Kunst

»Jede Generation dachte, in fünfzig Jahren ist es vorbei«

Der Direktor der Art Cologne ist pünktlich, aufgeräumt und nimmt jede Frage lässig: Was ist eigentlich los auf dem weltweiten Markt, Daniel Hug?

Als ich meine erste Galerie in Chicago eröffnet habe, Mitte der 90er, gab es dort so gut wie keine jungen Galerien, nur ein paar Projekträume. Alle waren der Meinung, dass man Kunst nicht mehr verkaufen kann, allenfalls noch die etablierte. Wir wollten damals eine kommerzielle Galerie für junge Kunst machen, für unsere eigene Generation — und es hat funktioniert!

 

Heute ist die Kunstszene viel größer geworden, es gibt hunderte von jungen Galerien, die interessant sind. Deshalb gibt es auch so viele neue Messen, fast jedes Land hat eine eigene Kunstmesse — zu viel. Aber das reguliert sich. Für internationale Besucher ist eine neue Messe vielleicht fünf Jahre interessant, dann wird’s langweilig, dann kommt eine andere. In Asien gibt es enormes Potenzial, das Hauptland China hat gleich mehrere Kunstmessen, Singapur, Hong Kong, die KIAF in Korea, zwei in Tokio, Taipeh, Taiwan. Der mittlere Osten, also Dubai, Abou Dhabi, ich glaube nicht, dass die langfristig überleben. In Abu Dhabi gibt es eine Sammlerfamilie, das Königshaus sammelt. Man muss fragen: Wieso sind Kunstmessen überhaupt entstanden? Für die Art Cologne ist es klar: Sie hat mit der Region zu tun, wie auch die Art Basel. Für einen starken Markt braucht man als erstes Künstler und eine starke Kunstproduktion. Im Auktionskatalog für zeitgenössische Kunst von Sotheby’s oder Christie’s ist ein Viertel der Künstler deutsch: Kiefer, Baselitz, Richter, Trockel ... Das ist enorm wichtig. Deswegen hat China eine langfristige Chance: Es gibt einen Haufen interessante Künstler in China, auch Sammler, Institutionen werden langsam aufgebaut.

 

Die Zukunft? Der Markt ist größer und ja, Kunstmessen werden sich verändern. Man sieht das: Galerien versuchen neue Formate zu erfinden, was ich richtig finde, das Gallery Weekend in Berlin zum Beispiel. Grundsätzlich aber — ich formuliere es mal so: Wieso haben wir diese verrückten Preise bei der Kunst? Wieso? Weil echte Kunst noch immer eine Rarität ist. Es gibt nicht viel. Ich mache mir ein paar Sorgen, dass der Kunstmarkt zu populistisch wird, denn wenn er eine gesellschaftliche Szene für Prominente wird, mit Partys, Events und die Kunst im Hintergrund spielt, wenn Künstler hunderte von Assistenten und Assistentinnen haben, die dann Arbeiten tausendfach verbreiten — dann ist es keine Rarität mehr. Ich finde es schön, dass Kunst etwas Besonderes ist. Durch die Kunst erkennt man den Zeitgeist einer Epoche. Sie ist eine Reflexion darüber, wer wir sind. Man weiß sofort, was wichtig für eine Kultur war.

 

Der Zustand der Welt? Ich glaube nicht an die große Krise. Es gibt immer Krisen (lacht) — jede Generation dachte, in fünfzig Jahren ist es vorbei. Klar, während einer Krisenzeit gibt es bestimmte Interessen, die Leute mit zu viel Geld suchen Orte, wo sie das sicher investieren können. Natürlich gibt es in zwanzig Jahren noch Museen und auch die Art Cologne und die Kunst! Die Kunst ändert sich, es gibt heute mehr Interesse für Videokunst, und ich glaube, ein Grund sind die neuen Video Flat Screens: Man kann sie an die Wand hängen wie ein Bild, nur hat man plötzlich ein Bild, das sich bewegt! Das Interesse wird sich noch verbreitern, weil wir neue Technologien haben. Was sehr wichtig für mich ist, ist die abstrakte Kunst. Ich glaube, abstrakte Kunst und Konzeptkunst ist das höchste, zumindest hier im Westen, was wir erreicht haben. Ich habe oft erlebt, dass Künstler sagen, ich arbeite nur mit neuen Medien, das ist die Zukunft, aber das ist ein bisschen wie ein Science Fiction darüber, wie die Zukunft aussehen wird — und es ist immer falsch. Die Zukunft wird so aussehen wie heute ... (lacht).