Besonders wertlos

Endlich ein Filmfestival, das die Stadt braucht! »Besonders wertlos — Festival des deutschen psychotronischen Films« fand bislang vierzehn Mal in Bochum statt und hat nun in Köln, an der mildtätig-liebenden Brust der Macher von Something Weird Cinema, eine neue Heimat gefunden. Kein Wunder: Felix Seiffert von Something Weird Cinema (und seit letztem Herbst Mitbetreiber des Filmhaus-Kinos) gehörte 1999 zu den Gründern der Veranstaltung. Wer mit dem Begriff »psychotronisch« nichts anfangen kann: Kurz gefasst bezeichnen Fans damit alles, was außerhalb bürger­licher Normen gesitteten Erzählkinos liegt — von Trash und Exploitation bis hin zu filmischer Avantgarde.

 

An Höhepunkten gebricht es der ersten Kölner Ausgabe von »Besonders wertlos« nicht. Fünf Empfehlungen.

 

Erstens: Jörg Buttgereit — Deutschlands Godzilla-Experte Nr.?1 und Macher solcher Horror-Klassiker wie »Nekromantik« und »Schramm« — präsentiert die Welt­premiere seiner jeweils halblangen Werke »Green Frankenstein« und »Sexmonster«! Beide basieren auf Bühnenwerken, die letztes Jahr unter seiner Regie in Dortmund am Stadttheater zur Aufführung kamen. Es wird interessant sein zu sehen, was er daraus gemacht hat — ob er die Inszenierungen bloß dokumentiert oder doch durch zusätzliche Szenen noch weitet. Ersteres sollte allerdings schon für genug Vergnügen sorgen, wie die Erfahrung im Theater lehrt.

 

Zweitens: »Blutiger Freitag« (1972) von Rolf Olsen, dessen deftiges, stets ein wenig überwürztes Blaue-Bohnen-Hausmannskostkino unbedingt mal näher gewürdigt gehört. In der Hauptrolle: Raimund Harmstorf, der rüd-ruppigste unter Tausenden deutscher Mimen.

 

Drittens: Riccardo Fredas kühn Giallo-Expressionismus und Edgar-Wallace-Barock auf erstaunliche Weise verwindender »Das Gesicht im Dunkeln« (1969).

 

Viertens: Rolf Thieles »Venusberg« (1963). Hier vermischt er die handwerkliche Klasse der BRD-Altbranche mit dem Style des Jungen Deutschen Films — die Softsex-Variante eines Bergman-Films: geil, bieder und verquer zugleich.

 

Fünftens: »Worüber man nicht spricht — Frauenarzt Dr. Brand greift ein« (1958). Sehen Sie Wolfgang Glück, Verderber österreichischer Jungfilmerinnen, beim Schleimen um eine Karriere, aus der dann doch nichts wurde.