Old Splendifolia, »Utterly Heart-breaking«

Neue Musik aus dem Netz

Old Splendifolia, »Utterly Heart-breaking« (La bèl Netlabel) 

 

Nach »…swaying boldly afar…« auf dem japanischen Plop-Label ist »Utterly Heartbreaking« die zweite Veröffentlichung des Duos Old Splendifolia, bestehend aus Jana Plewa und Frank Schültge alias F.S. Blumm. Sie markiert — möglicherweise — einen Wendepunkt in der Kar-riere der beiden Musiker/innen, handelt es sich doch um ihre erste Veröffentlichung unter -Creative-Commons-Lizenz. 

 

»Utterly Heartbreaking« vereint Blumms elegisches Gitarrenspiel mit allerlei anderen akus-tischen Instrumenten und Field Recordings. Die Songs entfalten durch ihre Aufnahmeästhetik und ihren teils improvisierten Charakter einen sehr persönlichen Charme. »Wir wollten, dass es nahe an dem dran ist, was man auf einem Konzert von uns bekommt. Generell mag ich es sehr, mit dem Mikrofon in den Mikrokosmos einzutauchen, die kleinsten Bewegungen der Finger auf den Saiten hörbar machen, das leiseste Knistern einzufangen. Bei den Field Recordings wollten wir, dass die Stimme so klingt als wäre sie im Wald eingesungen, also haben wir sie im Wald aufgenommen«, erzählt Frank mir zur Entstehung des Albums. 

 

Doch ich komme nicht umhin, das Album in den aktuellen kulturpolitischen Kontext einzuordnen. Das italienische La bèl Netlabel bietet »Utterly Heartbreaking« einerseits als kostenlose Single, die auf archive.org bereits knapp 70.000 Downloads zählt, andererseits als komplettes Album für drei Euro und auch als handgemachte CD in limitierter Auflage an. Das Ganze unter einer CC-Lizenz, die die nicht-kommerzielle Weitergabe erlaubt. Was versprechen sich Label und Band von dieser neuen Form der Distribution und Veröffentlichung? »Dass die Musik diejenigen findet die sie mögen, neue Menschen auf uns aufmerksam werden und wir Konzerte spielen«, sagt Frank. Und finanziell? »Ein Lizenz abgreifen wäre natürlich schön: Fernsehfilm, Kinofilm, Doku, Werbung ...«, antwortet er und ergänzt: »Das scheint — zumindest in meinem Fall — ohnehin die einzige Art zu sein, durch eine Veröffentlichung heut-zutage etwas verdienen zu -können.«

 

OK, nehmen wir also an es funktioniert: Die CC-Lizenz hilft Old Splendifolia dabei, bekannter zu werden, es ergäben sich Konzer-te, neue Partnerschaften, Remixe etc. — wäre dann die C3S (wir berichteten) eine Alternative, so sie denn gegründet wird? Frank resümiert: »Die GEMA hat durch ihr Alleinherrscher-Dasein einfach die Bodenhaftung verloren; das wird insbesondere sichtbar bei ihrer extrem ungerechten Verteilungs-Politik und der gezielten Fehlinformation von Laden- und Clubbesitzern. Durch eben diese Monopol-Stellung kann es aber wohl noch lange dauern, bis insbesondere Airplay von anderen Verwertungsgesellschaften adäquat vergütet werden kann.« Ende offen, zumindest für F.S. Blumm. Wir bleiben dran.