Foto: Martin Benick

Schiff im Heimathafen

Einst tanzten im King Georg Damen an Stangen, heute finden neben Konzerten regelmäßig Lesungen statt, die gerne mal in Partys münden, etwa wenn Thomas Meinecke noch schnell ein paar brasilianische Scheiben auf die Plattenspieler schmeißt.

Das King Georg hat wurde unter der Leitung von André Sauer im September 2008 eröffnet, der Club existiert aber schon viel länger: 1969 machte das King George — noch mit »e« — auf, zunächst als Nobeldisko, später dann als Animierbar mit Glücksspiel. In den 90ern verfiel die Location und das gesamte Haus, indem sich heute neben dem Club auch Künstlerapartments befinden. Sauer, der zuvor das Stadt Venlo betrieben hat, wurde es über einen Bekannten vermittelt.

 

Das King Georg bespielt er mit einem Kollektiv von Kreativen. Die DJs, Konzerte oder Lesungen werden unter anderem von Jan Lankisch, Peter Scheiffele, Wolfgang Frömberg, Lars Fleischmann und Sauer selbst ausgewählt. Wolfgang Frömberg, selbst gern im King Georg zu Gast, schreibt in seinem neuen Roman »Etwas Besseres als die Freiheit«, das King Georg fühle sich an »wie ein Schiff im Heimathafen«, also am Ebertplatz. »Jeder kann mit seinen Ideen an dem Projekt teilnehmen, wir filtern den Input und entscheiden ob wir ihn reinnehmen oder nicht. Außerdem versuchen wir, unser Viertel aktiv zu gestalten, indem wir neue Orte erschließen an denen wir aktiv werden können«, erläutert Sauer. Ein Beispiel hierfür ist Serenade Sound, ein temporärer Plattenladen von Jan Lankisch in einem kleinen Kunstraum am Ebertplatz. Oder die Boutique, einen offenen Projektraum für Kunst, den Sauer im Jahr 2011 gemeinsam mit Maximilian Erbacher ins Leben rief. Es geht eben manchmal um mehr als Trinken und Tanzen. »Die Kritik die wir an der mangelhaften Kulturpolitik in Köln äußern wollen, spiegelt sich unter anderem in diesem Aneignen von sozialem Raum wieder«, meint Sauer. Selber machen ist also die Devise, im Moment ist die zweite Runde der Konzertreihe King Ludwig in Planung, eine Kooperation mit dem Museum Ludwig, auf dessen Dachterrasse im Sommer Konzerte stattfinden werden.

 

»Der Club ist ein sozialer Raum und Treffpunkt für Menschen die mit ihm leben und arbeiten oder die ihn einfach gerne besuchen. Außerdem sollte er über Inhalte eine Identität entwickeln«, sagt Sauer. Neben dem Programm spielt aber natürlich auch die Architektur eine große Rolle. Wer ins King Georg kommt, der stolpert erst einmal über die große Theke. »Sie ist das Rettungsboot, an dessen Rand sich die Ertrinkenden der Nacht klammern — das ist geklaut aus Wolfgangs Roman, aber es ist sehr gut beobachtet.«