Skulpturen verstecken im Park

Die 7. KölnSkulptur versammelt

51 klug ausgewählte Arbeiten

 

 

Schön länger vorbei sind die Zeiten als Park und Skulptur selbstverständlich zusammengehörten. Seinerzeit verdichteten sich Garten­gestaltung, plastische Werke und Architektur zum herrscherverherrlichenden Gesamtkunstwerk oder fanden als hochkulturelles Intensividyll zusammen. Der Skulpturengarten als Restgrüngürtel nicht weniger Museen ist nicht selten eine konservatorische Pro­blem­zone und erfüllt seine Aufgabe nur im Sinne des Abstellens.

 

Trotzdem hat sich die Kunst aus Gärten und Parks keineswegs zurückgezogen. Auf der Suche nach halbwegs neuen Orten — und parallel zur Erweiterung des allgemeinen ökologischen Bewusstseins — haben sich Grünzonen als stimulierende Anlässe für Künstler und Besucher erwiesen. So treibt die Kunst in den Gärten seit einiger Zeit wieder allerlei Blüten.

 

Was 1997 als private Initiative auf städtischem Besitz mit relativ viel Bronze, Eisen und Stahl meist von Gegenwartsaltmeistern begann und bis heute im wesentlichen von einer Stiftung, einem illustren Freundeskreis und auch öffentlichen Mitteln weitergeführt wird, ist täglich bei freiem Eintritt geöffnet und wird alle zwei Jahre runderneuert. Seit einigen Wochen ­bietet KölnSkulptur #7 — wie schon die #6, ebenfalls von Friedrich Meschede kuratiert — einen äußerst sehenswerten, konzentrierten Überblick zum Stand gegenwärtigen plastischen Arbeitens unter Freiluftbedingungen. Auf dem klug genutzten vier Hektar kleinen Gelände sind einundfünfzig Arbeiten von einunddreißig Künstlern und achtzehn Künstlerinnen versammelt. Fünfzehn neue, meist für diesen Anlass konzipierte Beiträge von vierzehn Künstlerinnen — tatsächlich, kein Mann dabei — teilen sich das Areal mit zum festen Bestand des Skulpturenparks gehörenden Werken. Hinzu kommen einige Künstlerleihgaben, die aus der letzten, 2011 erfolgten Umgestaltung in die aktuelle Präsentation integriert wurden.

 

Ein Ort der Mischungen und Überlagerungen ist der Skulpturen­park, akustisch gleichermaßen von Verkehrslärm und Vogelgesängen geprägt, unter die sich neuerdings viermal pro Stunde die orgelhaften Glockentöne einer Sound­arbeit von Susan Hiller mischen. Mit jedem Umbau des Parks reiben sich bei Wiederholungsbesuchern die aktu­ellen Arbeiten mit Erin­nerungen an gewesene Zustände. Wo jetzt Klara Lidéns aus beschnittenen Eiben bestehende Container­form heranwächst stand vor kurzem noch ein Metallcontainer von Sofia Hultén. An der Stelle, an der sich in Dirk Skrebers spektakulärem Reaktor jahrelang ein zerstörter PKW in einem desaströsen Pole Dance um eine Stange wand, ruht nun wie ein archäologisches Fundstück der Bron­zeabguss eines Birkenastes am Boden des zylindrischen, begehbaren Erdraums. Ist Weeping Birch hier überinszeniert, so ist die zweite Arbeit der Schwedin eine der rätsel­haftesten: Der starre Blick einer antiken Maske, kombiniert mit Baumfragmenten, wirkt wie eine intensive Warnung, fungiert als wir­kungsvoller Wächter im abgelegenen Eingangsbereich eines Bunkers.

 

Viele Neuzugänge dieser Ausgabe der KölnSkulptur sind verborgene, unauffällige Arbeiten, die das Verschwinden zu ihrem Thema machen. Ihnen allen gemeinsam ist der Verzicht auf Monumentalität, die große Geste. Exemplarisch für diese Zurückhaltung ist Karin Sanders Beitrag. An sieben Stellen im Gelände hat sie kreisrunde Flächen aus dem Rasen gelöst und durch Kunstrasen ersetzt, dessen Typenbezeichnung zum Werktitel Paradise 231 wurde. Im Laufe der Zeit werden diese Implantate mal mehr, mal weniger deutlich zu sehen sein, sich von der veränderlichen Umgebung abheben oder (fast) ganz in ihr aufgehen.

 

Der Bezug zu den Naturgegebenheiten des Parks ist ein wesentliches Thema der neuen Arbeiten, deutlich urbane Akzente setzen die Straßenpöller von Bettina Pousttchi und an Sicherheitsschleusen erinnernde Arbeit Lena Henkes. Erzählerische, offene Situationen bieten neben Tatjana Trouvé auch Bethan Huws und Nina Canell, während Alicja Kwade skulpturale Rohstoffe wie Marmor und Eiche historisch und ideologisch als Anschauungsvorstellung reflektiert und Nicola Schrudde metallisch glänzende Körper zugleich verbirgt und exponiert.

 

Nicht alle Arbeiten leuchten ein. Susan Hillers Glockenklänge sollen mit den Mendelschen Erbgesetzen zu tun haben, was ihnen nicht anzuhören ist, während Tamara Gricics im Laub verborgene Großnistkästen allzu viel der Imagination überlassen, Esther Kläs’ flache Schale aus gefärbtem Beton agiert allzu gefällig mit den Reizen poveren Materials und der einfachen Form. Aber auch wenn die neueste Runde der KölnSkulptur im einzelnen Schwächen haben mag, bietet diese Ausstellung als Ganze eine großartige Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit der Vielfalt zeitgenössischer Plastik. Wieder einmal erweist sich dieset Park als singulärer Kunstort. Ihn schlendernd und schauend zu ­entdecken, lohnt mehr als nur einen Besuch.